[Sammelrezension „Das Geheimnis von Lehrer Frosch (Hörspiel und Buch)“] Ahlers, Jörgpeter: Das Geheimnis von Lehrer Frosch / Loon, Paul van: Das Geheimnis von Lehrer Frosch
Unser Lehrer Doktor Frosch
von Traudl Bünger (2002)
Die Klasse 3a hat wirklich einen tollen Lehrer. Herr Franz ist immer gut gelaunt, alle Kinder mögen ihn und Sita ist sogar ein bisschen in ihn verliebt. Aber als er seinen Schülern eines Morgens sein großes Geheimnis anvertraut, ist keiner so recht davon überzeugt, dass er die Wahrheit sagt: „Wer’s glaubt wird selig!“ Ihr Lehrer – ein Frosch! So ein Blödsinn. Aber es stimmt tatsächlich: Kaum denkt der Lehrer intensiv an die grünen Tiere – schon wird „der Frosch in seinem Kopf“ größer und größer, bis nichts anderes mehr von Lehrer Franz übrig bleibt. Nach einer beweiskräftigen Verwandlung ist die Klasse überzeugt. Und noch etwas ist den Schülern klar geworden: Als Frosch braucht Lehrer Franz ihren Schutz. Schließlich sind schon viele seiner Verwandten von Störchen gefressen worden! Und der fiese Direktor Klapper hat eine Nase, die erstaunliche Ähnlichkeit mit einem langen, roten Schnabel aufweist ...
Paul van Loons fantastische Erzählung wurde in den Niederlanden von einer Kinderjury zum besten Buch des Jahres gewählt. Kein Wunder – mit einer flüssigen, einfachen Erzählweise, skurrilen Situationen, Sprachspielen und seinem Wortwitz ist „Das Geheimnis von Lehrer Frosch“ vergnügliches Lesefutter.
1997 wurde der Stoff im Auftrag des NDR zu einem Hörspiel verarbeitet, das mehr überzeugen kann als die Buchvorlage. Jörgpeter Ahlers brach für seine Hörspielversion die durchgängige Erzählung des Buches auf, präsentierte sie episodenhaft und ergänzte die Buchvorlage durch zusätzliche Dialoge. Geschickte Perspektivenwechsel steigern die Spannung, etwa wenn sich die penetranten Nachforschungen des Direktors mit Szenen abwechseln, in denen „Lehrer Frosch“ unbedarft von seinem Geheimnis erzählt. Ironische Schülerkommentare und böse Direktorbemerkungen („Warum steht kein Kind an der Tafel? Und keines in der Ecke?“) sorgen auch in der Hörversion für Spaß.
Akustische Mittel sind zweckmäßig eingesetzt: Die musikalische Gestaltung beschränkt sich auf heitere, beschwingte Melodien, die die Pausen zwischen den Szenen überbrücken. Geräusche sind sparsam integriert. Ihre Funktionen können leicht entschlüsselt werden. Für Abwechslung sorgen nicht zuletzt die gut ausgewählten Sprecher. Geschickt inszeniert Lutz Herkenrath die Verwandlung vom Lehrer zum Frosch: die menschliche Sprache wird quietschig und gepresst und endet in einem gequälten Quaken. Die Kinderstimmen lassen sich unschwer unterscheiden und entsprechen dem Charakter der Kinder: Ein schüchternes, naives Mädchen ist mit einem sehr zarten Stimmchen ausgestattet, ein forscher Junge hingegen mit einem durchdringenden, kräftigen Organ. Die Szenen im Klassenzimmer vermitteln mit ihren geleierten Sprechchören („Guh-ten Mor-geen“) und aufgeregtem Stimmengewirr einen guten Eindruck davon, wie Schule sich heutzutage anhört.