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  • Titelbild Großansicht:
    Plessix, Michel:
    Der Wind in den Weiden, Band 1
    Der Wilde Wald
    Nach dem Roman von Kenneth Grahame
    Aus dem Französischen von Harald Sachse
    Hamburg: Carlsen 1998
    32 S., € 14,-
  • Titelbild Großansicht:
    Plessix, Michel:
    Der Wind in den Weiden, Band 1
    Der Wilde Wald
    Nach dem Roman von Kenneth Grahame
    Aus dem Französischen von Harald Sachse
    Hamburg: Carlsen 1999
    32 S., € 14,-
  • Titelbild Großansicht:
    Plessix, Michel:
    Der Wind in den Weiden, Band 1
    Der Wilde Wald
    Nach dem Roman von Kenneth Grahame
    Aus dem Französischen von Harald Sachse
    Hamburg: Carlsen 1999
    32 S., € 14,-

Sammelrezension „Der Wind in den Weiden – Comic-Adaption"
Plessix, Michel: Der Wind in den Weiden

Idylle am Fluss

von Karin Vach (2000)

Seit der Erstveröffentlichung der Geschichten von Maulwurf, Ratte, Dachs und Kröte 1908 in England hat sich „The Wind in the Willows“ von Kenneth Grahame dort zu einem Kultbuch für Jung und Alt entwickelt. Auch bei uns lebte das Interesse an „Der Wind in den Weiden“ immer wieder auf. Zu den neuesten Publikationen gehört die vierbändige Comic-Adaption von Michel Plessix.

Dem französischen Zeichner ist es gelungen, den literarischen Stoff mit den Gestaltungsmitteln des Comics adäquat zu erzählen und zugleich ein eigenständiges Rezeptionserlebnis zu bieten. Er gestaltet die Bildgeschichte in zwei Erzählsträngen: Es geht einmal um die harmonische Gemeinschaft von Maulwurf und Ratte, der sich später noch der Dachs anschließt. Der Maulwurf macht sich aus seinem finsteren Bau auf, um das erwachende Leben in der Frühlingsluft zu genießen und trifft die Wasserratte. Zusammen verbringen sie eine unbeschwerte Zeit mit Ausflügen und Picknicks in der Flusslandschaft sowie behagliche Abende am Kamin. Den Gegenpol zu diesem gemächlichen Leben bildet die Unstetigkeit des reichen Kröterichs. Unentwegt auf der Suche nach dem besten Fortbewegungsmittel entdeckt Kröterich schließlich seine Liebe zum Automobil, mit dem er die weite Welt erobern will. Doch dabei gerät er mit den Menschen in Konflikt ...

Plessix arbeitet durch die Darstellung von Mimik, Gestik und Körperhaltung den Charakter der einzelnen Figuren heraus und führt die Lesenden mit Groß- und Detaileinstellungen emotional nahe an die Figuren heran. Sie können sich in den kleinen, dicklichen Maulwurf einfühlen, wenn er vor Rührung weint, oder sie werden mit die Wahnsinn in Kröterichs Augen konfrontiert, sobald dieser ein Motorengeräusch hört. Oftmals stellt Plessix die Landschaft aus der Perspektive der Tiere dar, so dass man deren Naturerleben unmittelbar nachempfinden kann. Die Idylle am Fluss wird durch einen impressionistischen Zeichenstil vermittelt. Plessix gibt mit hellen Farben, sanften Schattierungen und Lichtreflexen in Bäumen und Wasser stimmungsvolle Natureindrücke wieder. Zahlreiche Bildzitate wie Monets „Pappeln“ oder Manets „Frühstück im Freien“ und Motive wie der malende Monet verweisen auf die frei von Pflichten und Zeitdruck erlebten Tage der Tiere am Fluss. Den Eindruck von Zeitlosigkeit verstärken die großen, seitenbreiten Panels. Deren Übergänge richten den Blick auf verschiedene Aspekte eines Ortes und unterstützen so die teilweise langsame und in westlichen Comics ungewöhnliche Erzählweise.

Die besondere Qualität der Textvorlage und der zeichnerischen Gestaltung von „Le Vent dans les Saules“ waren vermutlich Gründe für den Carlsen Verlag, die Bände als „wertvolle Kindercomics in angemessener Ausstattung“ anzubieten – leider kaum erschwinglich. Dennoch dürfen wir auf den letzten, noch ausstehenden Teil gespannt sein.


Mittlerweile ist auch der vierte Band erschienen:

Plessix, Michel:
Der Wind in den Weiden, Band 4
Saustall im Herrenhaus
Nach dem Roman von Kenneth Grahame
Aus dem Französischen von Harald Sachse
Hamburg: Carlsen 2002
32 S., € 14,-