Rogge, Wolfgang: Wolfgang Amadeus Mozart – Ein Kind reist durch Europa
Köchelverzeichnis 1a
von Julia Neuhaus (2000)
Klingt das nicht wie ein Märchen? Ein Sechsjähriger reist von Salzburg nach Wien, um vor dem Kaiserpaar zu musizieren. Doch die Rede ist von Wolfgang Amadeus Mozart, der – bevor er überhaupt schreiben kann – erste Stücke komponiert. Sein Vater bringt die Noten für ihn zu Papier und ihm, der die musikalische Begabung seines Sohnes früh erkennt und fördert, ist es zu verdanken, dass wir heute noch über dessen aller erste Kompositionen staunen können. Der Vater beschließt 1762,Wolfgang und Nannerl, die fünf Jahre ältere Schwester, in Wien musizieren zu lassen. Der Junge spielt vor dem Kaiserpaar eine eigene Komposition und schon bald spricht man überall in Wien von dem musikalischen Wunder aus Salzburg. Die Konzerte folgen Schlag auf Schlag und so plant Vater Mozart schon die nächste Reise. Sein Ziel ist die Prunkstadt des französischen Königs: Paris. Daher geht es im Sommer 1763 für die Familie wieder auf große Fahrt. Unterwegs spielen die Geschwister in verschiedenen Fürstenhäusern, bis sie endlich Paris erreichen. Hier darf Wolfgang vor dem Königspaar seine neueste Komposition, diesmal Violinen-Sonaten, darbieten. Um den vielen Einladungen nachzukommen, verweilt die Familie fünf Monate in der französischen Hauptstadt. Dann geht die Reise weiter nach London, wo der junge Musiker ebenfalls riesigen Erfolg hat und als „Master Wolfgang“ gefeiert wird. Nach einigen Unwegsamkeiten und Krankheiten kehrt die Familie erst im November 1766 nach Salzburg zurück.
Natürlich war diese Kindheit im 18. Jahrhundert in mehrfacher Hinsicht ungewöhnlich: Wolfgang und Nannerl hatten nicht – wie viele ihrer Altersgenossen – mit den Härten des alltäglichen Lebens zu kämpfen. Sie bewegten sich jedoch stets auf dem schmalen Grat zwischen Vergnügen und Arbeitsverpflichtung, wobei der ehrgeizige Vater den Sohn intensiver als die Tochter gefördert hat.
Das von Wolfgang Rogge schon 1978 produzierte Hörspiel kann sich bis heute auf dem Tonträger-Markt behaupten. Ein Erzähler schildert Wissenswertes und Zeitgeschichtliches aus den ersten zehn Lebensjahren Mozarts, zum Teil sind Briefzitate eingeschoben. Die Handlung wird nicht in Dialogen präsentiert, der Junge selbst kommt als Figur während des gesamten Hörspiels gar nicht zu Wort. Die jungen Hörenden erhalten hier erste Einblicke in Mozarts Leben und die Möglichkeit zur Imagination. Ebenso schaffen die Musikbeispiele, von der „Kleinen Nachtmusik“ über verschiedene seiner Menuette bis hin zu den Sonaten, Raum für die Vorstellungskraft. Diese Konzertausschnitte von den Wiener und Berliner Philharmonikern bereichern das 1979 mit dem Deutschen Schallplattenpreis ausgezeichnete Hörspiel. Und falls die kleinen Klassikinteressierten selbst musizieren, können sie an den „Fingerübungen“ des kindlichen Mozarts erkennen, dass noch kein Meister vom Himmel gefallen ist.