Goscinny, René (Text) und Jean Jacques Sempé (Illustration): Der kleine Nick und die Ferien
Auf ins Ferienlager!
von Monika Klein (2000)
In Nicks Klasse reden die Schüler seit einiger Zeit über nichts anderes als den bevorstehenden Sommerurlaub. Nur Nick weiß noch nicht, wohin in diesem Jahr die Reise gehen soll. Überraschend stellt sich dann heraus, dass seine Eltern ohne ihn Urlaub machen wollen. Für Nick ist in der Zeit ein Aufenthalt in einem Ferienlager am Meer geplant: „Du wirst allein fahren, wie ein Erwachsener ...“ Auf die Mitteilung reagiert er zur Verblüffung seiner Eltern ganz begeistert: „Klasse! [...] Das ist doch prima im Ferienlager! Man lernt neue Freunde kennen, man spielt und macht Ausflüge, man sitzt am Feuer und singt.“
„Der kleine Nick und die Ferien“ ist eine Sammlung von 17 Geschichten; die ersten zehn handeln vom Aufenthalt im Ferienlager mit seinen permanenten Turbulenzen. Bereits zu Beginn der 60er Jahre schrieb der Asterix-Autor René Goscinny die Abenteuer vom „Petit Nicolas“ und seinen Kameraden, die bald als Geschichten vom „Kleinen Nick“ in Deutschland bekannt wurden und inzwischen zu den Kinderklassikern zählen. Die Leser amüsiert vor allem Nicks direkte Kinderlogik: Zum Teil bringt er die Ereignisse genau auf den Punkt, zum Teil durchschaut er sie aber noch nicht ganz. Diese Ambivalenz macht die Komik der Geschichten aus, was durch die kindliche, am mündlichen Erzählen orientierte Sprache noch verstärkt wird.
Die anderen Geschichten haben Freizeitaktivitäten von Nick und seinen Kameraden zum Inhalt. Ob es sich um einen Besuch der Klasse im „Gemäldemuseum“ handelt, um den gemeinsamen Einkauf eines Geburtstagsgeschenks für die Klassenlehrerin oder einen Besuch bei Freunden auf dem Land, so mancher der Erwachsenen verzweifelt am Einfallsreichtum der Kinder und an der spontanen, kindlich-anarchischen Art, mit der sie den ,Großen’ begegnen.
Die frech-witzigen Zeichnungen des bekannten Cartoonisten Jean Jacques Sempe setzen die Komik vieler Situationen sowie die Hilflosigkeit der Erwachsenen pointiert ins Bild. Die Übersetzung von Hans-Georg Lenzen bleibt recht nah am französischen Text und trifft den lustigen Ton des Originals. Überflüssig ist allerdings, dass die in Frankreich spielende Handlung nach Deutschland verlegt wird, womit das Buch hinter den Erfahrungen und Kenntnissen vieler Kinder zurückbleibt. Dennoch machen die Geschichten vom „Kleinen Nick“ nach wie vor kleinen und großen Lesern Spaß.