Hennig von Lange, Alexa: Relax
Mich spult’s
von Britta Hartkämper und Julia Martensmeier (2000)
„Relax“ handelt von exzessiven Feiern, Drogen, Sex und irgendwie auch von der Liebe. Die Interessen des ungleichen Protagonistenpaares könnten unterschiedlicher nicht sein: Während Chris am Wochenende mit den „Jungs“ abhängt, ausgiebig feiern geht, sich mit allen verfügbaren Drogen zudröhnt und davon träumt, ein Rockstar zu sein, ist seine „Kleine“ mit Warten beschäftigt: „Warten, warten. Ehrlich. Das ist die Aufgabe der Frau der 90er.“ Socken waschen für „Monsieur“, Gespräche mit Freundin Barb, Vampirellacomic und Vibrator „Harald“, all das dient letztlich nur dazu, die Zeit totzuschlagen, bis Chris endlich zu ihr kommt.
In Alexa Hennig von Langes Debütroman geschieht nicht viel. Ein einziges, beliebiges Wochenende – herausgerissen aus dem Alltag – wird dem Leser blitzlichtartig präsentiert. Darüber hinaus erfährt er nichts über Chris und die „Kleine“. Trotz dieser vermeintlichen Leere kommt beim Lesen keine Langeweile auf. Die Stärken des Buches liegen weniger in der auf Banalitäten reduzierten Handlung, mehr im unkonventionellen Stil. Geschickt werden die beiden Perspektiven einander gegenübergestellt, indem zunächst aus der Sicht von Chris und anschließend aus dem Blickwinkel der „Kleinen“ z. T. identische Momente dargestellt werden.
Durch innere Monologe, die – mal philosophisch anmutend, meistens aber eher platt und scheinbar ungefiltert – nahtlos in Dialoge übergehen, werden die häufig absurden Gedanken den Lesenden transparent gemacht. Gerade diese Einblicke in Chris’ drogenvernebelte, etwas verpeilte Wahrnehmung und in die naive, nur in Gedanken protestierende Art der „Kleinen“ machen das Buch attraktiv.
Eine unverblümt-vulgäre Szenesprache mit originellen Neologismen, wie „rattern“ für Selbstbefriedigung oder „mich spult’s komplett“ als Zustandsbeschreibung nach ausgiebigem Drogenkonsum, ist zunächst gewöhnungsbedürftig, trifft aber einen authentischen Ton. Situationskomische Elemente tragen dazu bei, dass der Roman amüsant zu lesen ist.
„Relax“ ist erfrischend, da nur dargestellt, nicht moralisiert wird. Dennoch müssen auch besorgte Eltern ihre Kinder nicht vor diesem Buch bewahren; nachahmenswert erscheinen weder Chris’ Suche nach dem ultimativen Rausch noch die Hörigkeit der „Kleinen“. Nicht allein die Tatsache, dass sich manche Rezensenten ausgiebiger mit der ehemals BimBamBino-moderierenden und GZSZ-textenden Autorin selbst beschäftigen als mit dem Roman, zeigt, dass „Relax“ – wenn auch kein literarisches Meisterwerk – meisterhaft vermarktet wird.