Hänel, Wolfram (Text) und Doris Rübel (Illustration): Miri findet einen Seehund und andere Feriengeschichten
Familien- und Ferienkatastrophen
von Andrea Breuer (2000)
Ein Urlaub an der Nordsee! Darauf kann sich Lasse erst nach einiger Zeit freuen, denn er wäre eigentlich viel lieber in die Berge gefahren. Und dann kommen sie an der Nordsee noch nicht einmal an. Aber daran ist Lasse zugegebenermaßen nicht ganz unschuldig. Paul dagegen wäre es ganz recht, wenn der Urlaub mit seinen Eltern ausfiele. Denn zu Hause warten die anderen Kinder der Detektivgruppe und vielleicht ein ungelöster Fall auf ihn. Gunnar und Gisa wird ganz komisch zumute, als sie ihr „wunderschönes“ Ferienhaus das erste Mal sehen. Hier sollen sie die Ferien verbringen? Aber manchmal muss man die wirklich schönen Dinge eben suchen, bevor man sie findet. Und dann sind da noch Miri, die an einem völlig verregneten Nachmittag auf einer Sandbank im Watt einen jungen Seehund findet, und Charlie und Fridde, die viel lieber zu ihrer Oma in den Harz gefahren wären anstatt mit ihren Eltern nach Italien.
Der Familienurlaub scheint in keiner der Geschichten unter einem guten Stern zu stehen. Eltern machen es ihren Kindern auch nicht gerade einfach! Aber nach einigen Turbulenzen wendet sich das Blatt jedes Mal doch noch zum Guten. Wolfram Hänel beschreibt in den fünf jeweils abgeschlossenen Geschichten, was ein Familienurlaub für Aufregungen mit sich bringen kann. Dabei konfrontiert er auf komisch anmutende Weise die Sicht der Erwachsenen mit der unbefangenen, unumstößlichen Logik der Kinder. „Aber als ich auch meine Stiefel mitnehmen wollte, wurde meine Mutter sauer und hat gesagt, dass man an der Nordsee keine Skistiefel braucht. Schon gar nicht, wenn Sommer ist. Das ist natürlich Quatsch, weil meine Skistiefel nämlich total wasserdicht sind, und Wasser gibt es schließlich jede Menge an der Nordsee.“
Mit viel Gespür für die kindliche Gedanken- und Sprachwelt macht der Autor deutlich, dass Eltern eine ganz andere Vorstellung von der familiären Freizeitgestaltung haben können als ihr Nachwuchs. Besonders lebendig wirken diejenigen Geschichten, die unmittelbar aus der Ich-Perspektive der Kinder geschrieben sind. Nicht nur die Kürze der Geschichten, sondern auch die – leider etwas konventionell gestalteten – Illustrationen von Doris Rübel erleichtern den Weg durch dieses Erstlesebuch.