Leseprobe „Schöne Mädchen fallen nicht vom Himmel“
Ich hätte heulen mögen! Man hatte mir die größten Komplimente meines Lebens gemacht, und trotzdem war ich so unglücklich, als hätte man mir mitgeteilt, ich sei hässlicher als eine Kröte und deshalb nicht mal als Modell für ein Froschkönigsfoto zu gebrauchen. Warum zum Teufel wollte man gerade das aus mir machen, was ich am meisten verabscheute? Immer schon hatte ich die femininen Mädchen beneidet, ihre langen Haare und ihre Rundungen, jahrelang hatte ich darauf gehofft, dass sich auch bei mir was tun würde, aber mein Busen blieb flach, mein ganzer Körper eckig wie bei einem zwölfjährigen Jungen – nichts zu machen! Sollte ich das wirklich tun? Mich zu einem Wesen stylen lassen, das mehr Junge als Mädchen war – würde ich das auch ertragen können?
Zu Hause zog ich mich bis auf den Slip aus und stellte mich vor den Spiegel. Ohne Frage, ich war dünn, die Hüftknochen stachen heraus, aber trotzdem war ich eindeutig ein Mädchen!
(S. 46)