Sammelrezension „Krimireihe Detektiv Flanagan“
Martín, Andreu/Ribera, Jaume: Alle Detektive heissen Flanagan
Auf Marlowes Spuren
von Traudl Bünger (1997)
Eigentlich ist Juan Anguera alias Detektiv Flanagan ein ganz normaler Teenager: Er geht mehr oder weniger begeistert zur Schule, macht zaghaft erste Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht und befindet sich ständig in Geldnot. Im Gegensatz zu anderen Jugendlichen bessert er seine Finanzen jedoch nicht durch das Austragen von Zeitungen oder durch Nachhilfestunden auf, sondern indem er in fremdem Auftrag Nachforschungen anstellt. In der Regel handelt es sich dabei um eher ungefährliche Schnüffeleien für Mitschüler, z. B. „Suche nach entlaufenen Hunden oder den Verfassern anonymer Liebesbriefe“.
Immer wieder gerät der 15-Jährige dabei zufällig in richtige Abenteuer. So muss er sich in diesem Buch mit einer skrupellosen Babyhändlerbande auseinander setzen, die ihn bis an die Grenzen seiner detektivischen Fähigkeiten bringt. Flanagan löst seine Fälle nicht überlegen und souverän, sondern stets mit einer Portion Glück. Gerade das macht ihn für die Lesenden attraktiv und nimmt ihm etwas von der Überlegenheit, die in diesem Genre oft bei Protagonisten zu finden ist.
Die Autoren Jaume Ribera und Andreu Martín sind auf den Gebieten Kriminalroman und Jugendliteratur keine Neulinge. In ihrem Heimatland Spanien wurden sie erst kürzlich mit dem Nationalpreis für Jugendliteratur ausgezeichnet.
Mit „Alle Detektive heißen Flanagan“, der jetzt zusammen mit „Keine Angst vor kleinen Fischen, Flanagan“ als preiswerter Schmöker vorliegt, ist ihnen ein spannender Krimi gelungen, der nicht ins Triviale abdriftet, auch wenn sich hier und da einzelne schablonenhafte ,Kippstellen’ finden. Dies liegt nicht nur an der Greifbarkeit des Romanhelden. Es gelingt den Autoren zudem, mit einigem Augenzwinkern ein Bild vom Alltag, den Wünschen und den Problemen Jugendlicher zu zeichnen, das trotz einiger genretypischer Schwarzweißmalereien nicht aufgesetzt wirkt.
Durch die Ich-Perspektive erhalten die Lesenden Einblick in die Gedanken und Gefühle des 15-jährigen Juan, die sich durchaus nicht nur um die Lösung seiner teilweise etwas unrealistischen Fälle drehen. Flanagan setzt sich auch mit Fragen auseinander, die losgelöst von seinen Abenteuern Bedeutung für die Lesenden haben können. Er benutzt dabei eine Sprache, die an den Jugendjargon angelehnt ist. Dass dies nicht aufgesetzt oder anbiedernd wirkt, ist sicher auch der Verdienst der Übersetzerin Marion Lütke. Insgesamt ist auch dieser Band der Flanagan-Reihe ein spannendes Buch, das man nur ungern aus der Hand legt. Mit seinen erzählerischen Qualitäten und seinem ansprechenden Inhalt hebt er sich deutlich von anderen Kriminalromanen für Jugendliche ab.