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Leeuwen, Joke van:
Deesje macht das schon
Eine Geschichte mit vielen Bildern
Aus dem Niederländischen von Mirjam Pressler.
Weinheim u. a.: Beltz & Gelberg 1994.
136 S., € 5,90.

Leeuwen, Joke van (Text und Illustration): Deesje macht das schon

Deesjes Odyssee

von Nicole Holz und Wiebke John (1997)


„Diese Geschichte handelt von Deesje. Sie hätte auch von jemand anders handeln können. Es gibt einen Haufen Leute, die gern in eine Geschichte wollen.“ Aber es gibt wenige, die so sind wie Deesje. Was ihr auf dem Weg zu ihrer „Halbtante“ alles passiert, hätte andere Kinder verzweifeln lassen, aber „Deesje macht das schon“. Nicht etwa, dass sie sich gern allein auf die Reise gemacht hätte, das hatten sich die Erwachsenen so ausgedacht. Sie hatte ja schon vorher befürchtet, dass es nicht gut gehen könne, alleine mit Zug in die Stadt zu fahren. Und tatsächlich: Am großen Bahnhof angelangt, verpasst sie ihre Halbtante, weil deren Nachbarshund die Post angefressen hat, leider auch die Stelle mit Deesjes Ankunftszeit.

Wer glaubt, dass ein kleines, eher stilles Mädchen allein in einem großen Bahnhof zwischen hektischen Reisenden völlig verloren wäre, irrt sich gewaltig. Natürlich hat auch Deesje Angst. Schließlich hat sie nicht nur die Halbtante verpasst, sondern zu allem Übel auch noch deren Adresse verloren. Aber sie verzagt nicht und macht sich auf die Suche durch die Stadt.

Auf ihrem Weg gerät sie in ungewöhnliche Situationen, in denen ihr viele seltsam anmutende Personen begegnen. Ungewöhnlich und seltsam weniger durch die tatsächlichen Begebenheiten als durch Deesjes Perspektive. Durch ihre kindliche Sicht erscheint die Erwachsenenwelt oft sonderbar und mitunter lächerlich (s. Leseprobe).

Joke van Leeuwen zeigt nicht nur durch Sprache, sondern auch mithilfe von zahlreichen Abbildungen, Briefen, Comicelementen und Skizzen, wie verwirrend das Leben für ein Kind sein kann. Ihre Federzeichnungen gehen über die bloße Illustration des Textes bei weitem hinaus. Sie sind Teil der Geschichte und nehmen erzählende Funktion ein. Der Leser kann die abenteuerliche Suche miterleben, als wäre er selbst es, der gerade den Raum betritt, die Frühstückstüte in der Hand hält oder mit dem Fernrohr nach der Tante sucht. Die Bilder regen dazu an, sich näher mit ihnen zu beschäftigen: Man kann sich in manchen verlieren, eigene Geschichten erfinden, immer wieder Neues entdecken und in ihnen geradezu herumwandern. Deesje bewältigt mit ihrer Fantasie und ihrem Optimismus die kuriosesten Situationen. Das hätte ein ganzer „Haufen Leute, die gern in eine Geschichte wollen“, nicht geschafft.

Leseprobe