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Titelbild
Gila Lustiger und Vitali Konstantinov:
Herr Grinberg & Co. Eine Geschichte vom Glück
Berlin Verlag 2008
160 S.
€ 14,90
Ab 12 Jahren
Übergangsbuch

Lustiger, Gila (Text) und Vitali Konstantinov (Illustration): Herr Grinberg & Co. Eine Geschichte vom Glück

Fragen über Fragen

von Alexander Herd (2008)

Mag Herr Grinberg eigentlich Kinder, oder sind sie ihm völlig gleichgültig? Diese Frage mag man sich anfangs als Leser stellen, denn man weiß nicht so recht, ob der kauzige, wortkarge alte Herr die Kinder, die ihm jeden Tag in seinem Alltagstrott über den Weg laufen, wirklich wahrnimmt. Werden Mathilda, Paul und die anderen „Zwerge“ erfahren wie unglücklich Herr Grinberg ist, und wird dieser sich mit ihren Schicksalen auseinandersetzen, obwohl sie in einer völlig anderen Welt leben als er? – Gila Lustiger wird es uns in ihrem Roman „Herr Grinberg & Co.“ wissen lassen.

Für Kinder gibt es doch nichts Spannenderes, als Fragen zu stellen, neugierig zu sein und nach Antworten zu suchen. Das gilt natürlich auch für Mathilda mit ihrer „sommersprossigen Stupsnase“, die zu allem ihre Meinung hat, sich gerne in die Angelegenheiten der anderen einmischt und alles von A bis Z ausdiskutieren möchte. Sie sieht die Welt mit ganz eigenen Augen und hinterfragt einfach alles – ob Ausländer im Ausland Ausländer bleiben oder ob ein autogenes Training ein Training der Gene im Auto sei. Und auch Paul stellt sich in letzter Zeit sehr viele Fragen. Ist doch seine Großmutter, die er so sehr liebte und mit der er so viel Zeit verbrachte, gestorben. Er erinnert sich an das gemeinsame „Stadt-Land-Stuss“-Spielen und ihren „Mogelreflex“, der zur Folge hatte, dass es auch schon mal „einen Dschungel in Russland, an der Grenze zu Bugundien, am stillen Ozean“ gab. Oft sitzt der unglückliche Junge einfach nur da, „als ob er einen Kreis um sich gezogen hätte“, während die anderen Kinder nach der Schule im Park mit Holstein spielen. Holstein? Wer ist denn das?

Anne Louise Germaine Necker Stael-Holstein ist eine „Promenadenmischung ohne Stammbaum“ und hätte auch Herschl Ostropolier oder Jewgenija Anastasijawna heißen können. Anders gesagt, sie ist die nimmersatte Hündin Herrn Grinbergs, eines stets grummelnden Geisteswissenschaftlers. Sein Leben besteht aus routiniertem Alltag: Täglich liest er auf der Parkbank unter einer Kastanie die Zeitung, sitzt am Schreibtisch und grübelt über seinen philosophischen Artikel, das Weltgeschehen, über das Leben und was es ausmacht. In Distanz zu seiner Umwelt genießt er die Ruhe, spricht nicht viel, und mit Kindern hat er so rein gar nichts am Hut. Es sind Höhepunkte in seinem Trott, wenn er von seiner Haushälterin Mirabella Bratkartoffeln mit Rührei und Speck serviert bekommt oder er ihr eine Knobelaufgabe oder einen Witz aufträgt. Dafür verlässt er sogar sein Arbeitszimmer. Er lebt sein Leben, und würden nicht plötzlich Mathilda und Paul in dieses hineinschlittern, er würde nicht erkennen, wie unglücklich er eigentlich ist.

Doch dies ist eine „Geschichte vom Glück“ und so kommt es dazu, dass der Alltag durch ein Stoßgebet an den „Rabbijesumariaallahbuddhagott“ und durch die Bitte Mathildas um etwas „kolossal Außergewöhnlichem“ ins Rutschen gerät und sich Jung und Alt näher kommen. Doch welche Rolle spielt dabei das „Buch der Fragen“, das für jedes Kind und seine Sorgen ein paar Seiten freihält? Man kann nur sagen, dass sich das Glück leise und unbeachtet in das Leben der Protagonisten einschleicht und der alte Mann zu einem netten, hilfsbereiten „Kinderfreund“ wird. Er erkennt, dass seine Umwelt - die Kinder, Mirabella und Co.- ganz wichtig für ihn ist, um glücklich zu sein.

Gila Lustiger erzählt eine Geschichte über Freundschaft, Liebe und das Glück mit viel Witz, in der man oft über die kuriosen Gedankengänge der Protagonisten schmunzeln muss. Allerdings sind nicht alle Ironien und Anspielungen ohne weiteres für Kinder verständlich. Vielleicht präsentiert der Verlag auch deshalb das Buch in einer zweiten Version. Einer, für Erwachsene, die allerdings nur geringfügige Unterschiede aufweist. Die Autorin will, dass auch ältere Leser das Glück haben, Mathilda, Paul und die anderen „Zwerge“, die einem gerne Löcher in den Bauch fragen, kennen zu lernen. Das Sammelsurium an Witzen und kleinen Geschichten, die vor allem in den Fußnoten am Ende der Kapitel, auftauchen, bringen einen immer wieder zum Lachen. Fußnoten? In einem Kinderroman? JA, sie ziehen sich wie ein roter Faden durch das Buch und helfen dem Leser die Geschichte um Herrn Grinberg & Co. zu entwirren. Es macht Spaß während der Lektüre dorthin zu blättern und sich über die Anekdoten zu amüsieren. Begleitet werden die Fußnoten durch die Illustration eines aufgeknoteten roten Fadens. Vitali Konstantinov trägt durch seine kleinen Bildchen, sei es die zottelige Holstein oder zerkaute Pantoffeln, zu einer gelungenen Umsetzung des Romans bei.

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