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  • Titelbild Enlarged view:
    Falconer, Ian:
    Olivia
    Aus dem Englischen von Monika Osberghaus
    Hamburg: Oetinger 2001
    40 S., € 12,-
  • Titelbild Enlarged view:
    Falconer, Ian:
    Manege frei für Olivia
    Aus dem Englischen von Monika Osberghaus
    Hamburg: Oetinger 2002
    40 S., € 12,-

[Sammelrezension „Gut gebrüllt, Olivia! – Ian Falconers Olivia-Bilderbücher“] Falconer, Ian: Olivia / Manege frei für Olivia

Gut gebrüllt, Olivia!

von Paula Peckmann (2004)

Ein kleines Schweinemädchen steht mit eingeschüchtert heruntergezogenen Mundwinkeln und erschrockenem Blick vor einem Löwen. Der zeigt seine scharfen Reißzähne und brüllt dem kleinen Schwein mit weit aufgerissenem Maul ins Gesicht – bis das kleine Schwein zurückbrüllt. Das ist nämlich nicht irgendein Schwein. Das ist Olivia. Und wenn die brüllt, dann weicht selbst ein Löwe verdattert zurück.

In „Manege frei für Olivia“ präsentiert uns Ian Falconer sein Schweinemädchen Olivia als Löwenbändigerin im Zirkus – selbstverständlich nicht ihre einzige Aufgabe in der Manege. Olivia kann auch auf Elefanten tanzen, auf Stelzen laufen, auf Einrädern fahren oder auf dem Seil balancieren ...

Dass Olivia alles Mögliche kann, wissen wir schon aus dem ersten Bilderbuch von Ian Falconer über das temperamentvolle, eigensinnige kleine Schwein. Dieses Buch gewann u. a. den Bilderbuchpreis der American Library Association. Der amerikanische Zeichner und Illustrator stellt uns Olivia hier vor, indem er in kraftvollen und markanten Bildern zeigt, was sie kann und macht: von morgens die Katze spazieren tragen, über mittags zuhause die Wände bemalen, bis abends noch schnell fünf Bücher vor dem Einschlafen lesen.

Auch im zweiten Bilderbuch über das kleine Schweinemädchen begleiten wir Olivia durch einen ganzen Tag. Dabei zeigt sie sich schon beim Anziehen von ihrer liebenswert eigensinnigen Seite: „Man kann natürlich ein bisschen nachhelfen“, wenn einem das Schulkleid stinklangweilig erscheint. Wie Olivia ihr grau kariertes Schulkleid aufpeppt, muss der Autor nicht in Worte fassen. Seine Illustrationen erweitern den knappen Text um den Charme und Witz, die sein Buch ausmachen. Und so sehen wir Olivia mit geringelter Strumpfhose und gestreiftem Pullover unter dem verhassten Kleid. Mit fliegenden Ohren, die von zwei roten Schleifen geschmückt werden, saust sie auf ihrem Roller zur Schule.

Olivia weiß eben, was sie will. Und Falconer weiß, es darzustellen. In seine Schwarz-Weiß-Zeichnungen setzt er mit einem leuchtenden Rot Akzente, die das Wesentliche hervorheben – und das ist meistens Olivia. In diese Farbkontinuität aus Schwarz-Weiß-Rot bringt Falconer Abwechslung: Wir finden Seiten, auf denen Olivia ohne Hintergrund in den weißen Raum gesetzt ist, ebenso wie Darstellungen von Gesamtsituationen. Diesen entgegengesetzt sind solche, auf denen cartoonartige Bilderfolgen zu sehen sind, die uns in Handlungsabläufe hineinversetzen.

Nur einmal wird das leuchtende Rot in den Bildern zu einem matten Rosa – als Olivia in der Schule von ihrem Zirkusbesuch erzählt: Weil zufällig alle Zirkusleute eine Mittelohrentzündung haben, muss Olivia selbst in die Manege steigen und den Zirkus retten. Natürlich weiß sie, wie man als tätowierte Dame, als Löwenbändiger oder als Königin des Trampolins auftritt … Na gut, vielleicht sind die Erlebnisse aus dem Zirkus nur so wahr, wie das Rosa rot ist. Aber Olivia ist eben wie alle kleinen Schweine, die davon träumen einmal, die (Zirkus-)Welt zu retten und ganz berühmt zu sein.

Damit können sich in Olivia sicher viele Kinder wiederfinden, und auch den Eltern werden die mitunter anstrengenden Eskapaden der kleinen Schweinedame vertraut sein! Deutet man die Widmung des Autors richtig – „Für die echte Olivia“ – dann kann man sich auch die authentische Wirkung Olivias erklären … Ian Falconer hat für seine Geschichte wohl ein echtes kleines Vorbild.