Eine Teenager- Disharmonie (?)
Von Annika Busche, Suzan Gücer, Noah Krause, Nadine Krämer und Jessica Nestroy (2022)
Nils Mohl beschreibt seinem Verlag das Werk als ein Buch, welches introspektiv von der Zeit des Erwachsenwerdens erzählt, ohne dabei ein Roman zu sein. Es habe zwar lyrische Momente, sei jedoch kein Gedichtband. Es lasse sich keiner bestimmten Stilrichtung zuordnen, weshalb er es selbst „hochstapelnd” als ein „Ulysses ultralight” bezeichnet, angelehnt an James Joyce „Ulysses“ aus dem Jahr 1922.
„An die, die wir nicht werden wollen - eine Teenager-Symphonie”, erzählt aus der Sichtweise eines jugendlichen Charakters von dem komplexen Prozess des Erwachsenwerdens. Während die Leser*innen durch diese Gedankenwelt geführt werden, lernen sie unter anderem die Figur „Klimbimson Kreuzer“ kennen, dessen Tagebucheinträge, über sein Leben auf einer vermeintlich einsamen Insel, sich wie ein roter Faden durch das gesamte Buch ziehen und in sich bündig abgeschlossen wirken. Neben Klimbimsons Erzählungen sind Werbeanzeigen, kurze Textpassagen und lyrische Elemente wie Kurzgedichte eingebaut, welche die Themenvielfalt aus den Sorgen und Erwartungen darüber, was passieren wird und dem, was in der Gegenwart stattfindet, umfassen.
Die eingebauten Kommentarspalten dienen fiktiven, jugendlichen Charakteren als Austausch- und Diskussionsplattform, wurden im Jugendsprachstil verfasst und durch die Kommunikation in sozialen Medien beeinflusst. Im Buch findet sich außerdem eine Vielfalt an Selbstfindungstests mit anschließender Auswertung, welche jedoch keine klaren Ergebnisse mit sich bringen. Themen und Textform sind stetig im Wandel und doch finden sich über das gesamte Werk hinweg Momente der Wiederkehr, die eine gewisse „Disharmonie“ erzeugen. Das scheinbare Durcheinander ist gleichsam Ausdruck stilistischer Originalität und verkörpert das eigentliche Thema des Buches.
Der Text wird durch Illustrationen von Regina Kehn unterstützt, welche eine Mischtechnik aus Pinselzeichnungen und Bleistiftskizzen darstellen. Der schwungvolle Pinselstrich der Illustrationen bestärkt den Text in seiner jugendlichen Wirkung als unvollendete „Schulbankkritzeleien“. Die besondere Verbindung zwischen dem Text und den Illustrationen wird dadurch geschaffen, dass diese den Text nicht nur ausschmücken, sondern als Countdown das immer näher rückende „Ende“ der Jugend zusätzlich visuell darstellt.
Die Vielschichtigkeit, welche das Buch mit seiner Form und episodischen Schreibweise mit sich bringt und der gleichzeitig gut verständlichen Ausdrucksweise stellt ein beständiges Zusammenspiel aus Komplexität und Schlichtheit dar. Das Buch verkörpert dadurch das Chaos des Lebens und den Versuch, jenes zu verstehen und zu ordnen.
Das Buch ist nicht nur für Jugendliche, auf ihrer „Reise in die Erwachsenenwelt“ geschrieben, sondern unterhält auch jene Personen, welche gerne auf die Jugend zurückblicken und unterhalten werden möchten.
Bibliographische Angaben:
Mohl, Nils
An die, die wir nicht werden wollen. Eine Teenager Symphonie
Wien: Tyrolia Verlag 2021
168 Seiten
Jugendbuch ab 14 Jahren