Du musst dich an mich erinnern!
Von Altekamp, Marie; Langhorst, Jana; Perthel, Thila; Quantius, Lilly; Renard, Jeanne; Rother; Mavie
Dass Eli Auschwitz und Bergen-Belsen überlebt hat, seine Mutter verlor und ca. 6 Millionen Juden ermordet wurden, hätte er seinen Kindern gerne verschwiegen. Er will sie vor diesem Schmerz bewahren, doch Luli, seine Kindheitsfreundin und Ehefrau, überzeugt ihn es doch zu tun. „Worüber man nicht sprechen kann, das muss man aufschreiben,“ sagt sie.
Der Hass, das Leid und der Schrecken der nationalsozialistischen Gräueltaten sind jedoch nicht Hauptbestandteil des Buches. Vielmehr ist Elis Leben auch eine Geschichte von Liebe und wie ihn diese Liebe durch die dunkelsten Stunden seines Lebens rettet. Seine Liebe zu Luli bewahrt Eli gleich zweimal vor dem Tod. Rose Lagercrantz erzählt in ihrem Kinderbuch „Zwei von Jedem“ von dieser einmaligen Liebesgeschichte. Es wird das Leben eines Kindes, jungen Mannes und schließlich Vaters beschrieben, der das Undenkbare überlebte und den Mut aufbringt, der nächsten Generation seine Geschichte zu erzählen.
Eli und Luli sind bereits im Alter von neun Jahren unzertrennlich, doch eines Tages verlässt Luli ihn, da sie mit ihrer Familie nach Amerika zieht. Sie gibt ihm das Versprechen, ihn nachzuholen. Während Eli lange Jahre wartet, rücken die Nationalsozialisten und der Krieg immer näher. Als Juden bekommen er und seine Familie den Hass der Nazis am eigenen Leib zu spüren. Eli und seine Familie werden nach Auschwitz verschleppt, wo er seine Mutter das letzte Mal sieht. Eli selbst überlebt drei Konzentrationslager und zieht mit Kriegsende nach Schweden und wartet dort auf den langersehnten Brief aus Amerika – von Luli. Eli und Luli heiraten und führen mit ihren zwei Kindern ein neues Leben: Eines Tages will seine Tochter seine Erlebnisse aus dem Krieg hören, aber Eli kann nicht darüber sprechen.
Hier wird ein sensibles Thema, ob und wie Kinder vom Holocaust erfahren sollten, aufgegriffen. Rose Lagercrantz bedient sich einer klaren Formulierung und bringt ihren Leser*innen die Geschehnisse durch einen homodiegetischen Erzähler näher. Die interne Fokalisierung regt die Leser*innen zum Nachdenken über die Zeit des Antisemitismus an. Die sehr berührenden Erlebnisse werden kindgerecht, in kurzen, einfach formulierten Sätzen erzählt. Das kleine Büchlein, das von Roses Tochter Rebecka Lagercrantz wunderschön illustriert wurde, führt die jungen Leser*innen vorsichtig und angemessen an die Thematik heran.
Bibliographische Angaben:
Rose Lagercrantz
Zwei von jedem
Illustriert von Rebecka Lagercrantz
Übersetzung: Angelika Kutsch
116 Seiten
Frankfurt Moritz Verlag (2021)