Drvenkar, Zoran (Text) und Ole Könnecke (Illustration): Du schon wieder
Zwei, die auszogen, um sich zu finden
von Sandra Schiemann (2004)
Rocki ist groß wie ein Riese und Fredo ist klein wie ein Zwerg. Und obwohl beide das Problem haben, anders zu sein als alle anderen, wollen sie sich erst einmal einfach nicht finden. Rocki schaut nie hinab, weil das unter seiner Würde ist, und Fredo schaut nie hinauf, denn was oben ist, interessiert ihn nicht. So kann man sich nun wirklich nicht finden. Zoran Drvenkar konstruiert in „Du schon wieder“ eine Geschichte in vier Teilen, welche jeweils durch einen kleinen Hund mit Zylinder eingeleitet werden, der wie ein ‚Pausenclown’ durch die Handlung führt.
Von ihren Familien am Stadtrand ausgesetzt, machen sich Rocki und Fredo im ersten Teil der Geschichte auf den Weg in die Welt. „Also ich geh hier lang“, sagt Rocki und läuft in die Richtung, die ihm am besten gefällt. „Mach ruhig“, erwidert Fredo und geht in die entgegengesetzte Richtung. So verschlägt es Rocki nach Schweden, wo er beschließt, dass man nur mit Muskeln etwas erreichen kann, während Fredo in einem kleinen Städtchen auf Zypern ein Restaurant eröffnet.
Ole Könnecke gelingen cartoonartige schwarz-weiß Zeichnungen, die in ihrer Minimalität dem Witz und der Spritzigkeit des Textes in nichts nachstehen. Auf der rechten Buchseite kommentieren die Illustrationen die teilweise sehr lakonischen Textpassagen: „So landete Rocki in Alaska und lebte in einem Iglu.“ Aber das Leben in einem Iglu stellt man sich eigentlich anders vor, als dass nur Rockis Kopf hineinpasst ... Gerade solche Brechungen zwischen Text und Bild erzeugen die Komik dieses Bilderbuches.
Irgendwann und irgendwie führt das Schicksal dann beide wieder nach Hause. Doch zu Hause ist kein Zuhause mehr. Ihre Plätze in der Familie sind längst durch Katzen und ‚normal’ große Geschwister besetzt. So ergibt es sich, dass sich die beiden endlich erblicken und zueinander finden.
Bei der ersten ZwergenWeitwurfWeltMeisterschaft („ZWWWM“) kommen Fredo und Rocki dann ganz groß raus und werden als Team erfolgreich. Der Erfolg lässt sich auch an ihrem Äußeren erkennen: modische Sonnenbrillen, eine Nikolaus-ähnliche Aufmachung und Fredos legerer Pferdeschwanz – die coolen Outfits werden in überspitzter Weise dargestellt.
Der Erfolg steigt ihnen jedoch zu Kopf. So trennen sich die beiden wieder, um in die Welt hinaus zu gehen und Geld auszugeben, zu meditieren oder einfach dem Sonnenuntergang zu zuschauen.
Und der Sonnenuntergang ist es auch, der die beiden letztendlich wieder zusammenführt. Die Illustration erscheint wie ein Daumenkino, in dem Fredo und Rocki allmählich im Sonnenuntergang verschwinden. „Sie vergaßen, sich jemals gestritten zu haben, und wussten bald nicht mehr, wer von ihnen der Große und wer der Kleine war.“