Leseprobe „Floraliebling“
„Wovon redet ihr?“ sagte Linsenmaier und schaute dämlich von einem zum anderen.
„Von Liebe“, sagte Onko. „Und was hast du als Unbeteiligter dazu zu sagen?“
„Äh ...“, sagte Linsenmaier, „äh ...“ und wurde rot.
,,Das meine ich“, sagte Onko. „Wenn Erwachsene über Liebe reden, dann hör gefälligst weg. Liebe ist, wenn Flora den Verstand verliert.“
„Liebe ist was ganz anderes“, sagte Flora. „Liebe ist spannend und aufregend und Spucke weg und Halbgefrorenes mit heißer Himbeersoße in der Magengegend.“
„Redest du vom Essen?“ fragte Linsenmaier.
„Sie redet vom Sex“, sagte Onko.
„Oh“, sagte Linsenmaier.
„Ich sagte doch, du bist unbeteiligt“, sagte Onko. „Und Flora verwechselt Sex mit Liebe.“
„Daher“, sagte Linsenmaier. „Ich wusste auch nicht, dass das was mit dem Magen zu tun hat. Oder doch?“ Er sah ziemlich verständnislos von einem zum anderen.
„Nein“, sagte Onko und schaute ihn verblüfft an. „Ein bisschen weiter nach links und dann immer geradeaus, bis du angekommen bist.“
„Nimmst du mich auf den Arm?“ fragte Linsenmaier.
In dem Moment brüllte Flora vor Lachen laut los. „Ihr seid mir zwei Brüder“, keuchte sie unter Tränen. Sie hatte sich tatsächlich an die beiden gewöhnt. Sie waren wie eine zweite Familie geworden. Ihr wirkliches Leben.
(S. 168 f.)