Chidolue, Dagmar: Floraliebling
Eine unerwartete, dicke Freundschaft
von Sabine Elias und Setsu Kobayashi (1996)
Durch einen dummen Zufall wird gerade die Wohnung des verhassten Englischlehrers für Flora – von der Mutter liebevoll „Floraliebling“ genannt – zum Gefängnis. Ausgerechnet der dünne Linsenmaier befreit sie schließlich, der Faulpelz, über den die ganze Klasse Witze reißt, und der – völlig geschmacklos! – in einer fleischfarbenen Badehose das Schwimmbad besucht. Die beiden treffen ein Stillschweige-Abkommen, doch hat Flora nicht mit dem Erpressungsversuch vom fetten Onko gerechnet. Eine reine Zumutung sind die beiden Typen! Und hartnäckig! Doch irgendwie wirken die pragmatische Lebensweise Linsenmaiers und das unkonventionelle, selbstbewusste Auftreten Onkos anziehend auf die Außenseiterin Flora. So entwickelt sich das anfängliche „bisschen Beziehung“ zu einer „unerwarteten, dicken Freundschaft“.
Ganz anders verhält sich die Sache mit dem schönen Alex, Schwarm aller Schülerinnen. Unsterblich ist Flora in ihn verliebt. Ihre erste Verabredung erweist sich jedoch als Flop, und die Dreizehnjährige gerät mehr und mehr ins Grübeln über die Liebe.
Dagmar Chidolue trifft ohne belehrenden Ton den schmalen Grat, den pubertierende Jugendliche beschreiten: das „Rühr-mich-an-Spiel“ mit dem anderen Geschlecht, die Auseinandersetzung mit der weiblichen Konkurrenz, Konflikte mit den Eltern. Flora wird zur personalen Erzählerin, die es der jugendlichen Leserin ermöglicht, an ihrem Innenleben teilzunehmen. Die zahlreichen Dialoge sind in lebendiger Jugendsprache geschrieben, zeigen Komik und Wortwitz.
Die Dreier-Freundschaft überwindet sogar soziale Unterschiede: Finanzielle Sorgen und zerrüttete Familienverhältnisse stehen im Kontrast zur gesicherten Stellung von Floras Familie, die am Sonntag im blitzsauberen Haus „still und feierlich auf das Ende des Tages“ wartet.
Seit knapp dreißig Jahren schreibt Dagmar Chidolue Bücher für Kinder und Jugendliche. „Floraliebling“ sagt sie, sei eines derjenigen Bücher, die ihr besonders am Herzen lägen: „eine schöne Freundschaftsgeschichte.“ Das finden wir auch!