Wie Cece ihre Superkraft entdeckte
Von Bilge Arkut, Marie Gaßner, Carina Götz, Hannah Meister (2023)
„Es ist soo leise“. Plötzlich wird es still in der sonst so lauten Welt der kleinen Cece. Das ist gar nicht so leicht zu verstehen für ein vierjähriges Mädchen. Nach einer Hirnhautentzündung verliert Cece ihr Gehör und muss lernen, sich in ihrer neuen Welt zurecht zu finden. Doch mit Hilfe ihrer nicht gerade unauffälligen Hörgeräte fühlt sie sich überraschend schnell in einer Vorschulklasse für Gehörlose wohl. Aber so einfach soll es für Cece nicht weitergehen. Als sie nach den Sommerferien in die Grundschule kommt, steht sie vor vielen neuen Herausforderungen. Nun ist sie das einzige Kind mit Hörgeräten und sie fühlt sich entsprechend anders als alle anderen. Und als wäre dies nicht schwierig genug, kommen die ‚normalen‘ Probleme einer Grundschülerin hinzu: Echte Freunde finden, gute Noten schreiben und dann auch noch die erste Liebe…
Um diese und andere Probleme zu meistern, verwandelt sich Cece, und das ist der Clou dieser Graphic Novel, in ihrer Gedankenwelt zu der Superheldin El Taubinio. Diese hilft ihr dabei, mit ihrem Gehörverlust umzugehen und steht ihr auch in allen anderen Lebenssituationen beratend zur Seite. Cece lernt durch El Taubinio, sich selbst zu akzeptieren und erfasst die positiven Seiten ihres Gehörverlusts. Und so entdeckt sie auch ihre eigene Superkraft: Bedingt durch die Hörgeräte, kann sie in bestimmten Situation mehr und besser als die anderen hören.
Die Autorin Cece Bell erzählt in dieser autobiographischen Graphic Novel von ihrem eigenen Gehörverlust. Durch bunte und humorvolle Illustrationen ist das Buch besonders kindgerecht; statt menschlichen Figuren finden sich kleine Häschen, denn die Autorin sah sich selbst, mit dem Beginn ihres Gehörverlusts, als das einzige Häschen, dessen große Ohren nicht funktionierten. Auch wenn ihre Geschichte in den siebziger Jahren spielt, sind der visuell-textliche Stil und die Gehörlosenthematik für heutige Kinder problemlos nachvollziehbar – auch wenn sich, was z.B. die Mode oder die Technik der Hörgeräte anbelangt, einiges verändert hat… Zudem regt die leicht verständliche Sprache Klein und Groß zum Weiterlesen an.
Insgesamt kann man sagen, dass es Cece Bell mit ihrer Superheldinnengeschichte sehr gut gelingt, den Leser*innen zu vermitteln, wie es sich anfühlen kann, gehörlos bzw. ‚anders‘ zu sein. Deshalb ist dieses Buch auch eine absolute Leseempfehlung für Kinder ab acht Jahren. Doch nicht nur Kinder haben Spaß an und ziehen Nutzen aus Bells Geschichte, sondern auch für Erwachsene eignet sie sich hervorragend, um sie für das angedeutete Themenspektrum zu sensibilisieren und inklusives Denken greifbar zu machen.
Bibliographische Angaben:
Bell, Cece
El Taubinio / El Deafo
Bindlach: Loewe Verlag (2022)
Aus dem Amerikanischen übersetzt von Harriet Fricke
237 Seiten
Textprobe: