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Yi Meng Wu:
Yaotaos Zeichen
Mannheim: Kunstanstifter 2018
ISBN Nummer: 9783942795586
104 Seiten
€ 24
Illustriertes Kinderbuch ab 5 Jahren

Wu, Yi Meng: Yaotaos Zeichen

Eine Zeitreise durch die Kulturen

von Raphael Krieft (2019)

Die Heimat zu verlassen, in ein fremdes Land einzuwandern und dabei eine fremde Kultur kennenzulernen – um diese hochaktuellen Themen geht es in dem auf geschichtlichen Begebenheiten beruhenden künstlerischen Bilderbuch „Yaotaos Zeichen“: Lucie findet auf dem Dachboden ihres Hauses einen Koffer, aus dem chinesische Schriftzeichen herausfliegen. Diese wunderbaren Zeichen erzählen dem Kind die Geschichte ihres Großvaters Yaotao, welcher in den 1930er Jahren von Shanghai nach Lyon ausgewandert ist. Durch verschiedene Begebenheiten verursacht, wechselt er mit seiner französischen Frau mehrfach die Lebensorte, sodass Fremdheit wechselseitig im jeweils anderen Land erfahren wird. Dabei entsteht ein auch für Kinder nachvollziehbares Panorama aus Glück und Leid, Frieden und Krieg.

Die im Bilderbuch erzählten Ereignisse beruhen auf historischen Tatsachen, genauer gesagt auf persönlichen brieflichen Zeugnissen: In den 1920er bis 1940er Jahren kamen mehr als 400 Studenten aus China nach Lyon und lebten dort in der Festung Saint-Irenée. In dieser Zeit entwickelte sich ein historisches Archiv von Briefwechseln und Büchern der Studenten, aus dem das Bilderbuch seine Erzählung schöpft. Und auch die mehrfach ausgezeichnete Autorin Yi Meng Wu selbst ist in zwei Kulturen aufgewachsen. Geboren ist sie in Shanghai und als Kind mit ihren Eltern von China nach Deutschland ausgewandert.

Die Qualität der Bilder auf den großen Doppelseiten ist hoch. Die Geschichte wird primär durch die Illustrationen erzählt, welche auch manche schwer verständlichen Stellen im Text kompensieren können. (Das liegt neben den chinesischen Zeichen auch an einigen französischen Fremdwörtern.) Insgesamt ist das Buch meist sehr farbenfroh gestaltet, aber teilweise auch dunkel und grau, wenn es darum geht, den Krieg darzustellen. Dieser Kontrast gelingt sehr gut. Im Gegensatz zu den geschickt miteinander verbundenen und ineinander verflochtenen ästhetischen Verfahren zwischen Malerei oder Fotografie besteht Wus Schreibstil aus kurzen, einfachen Sätzen. Zusammenfassend kann man sagen, dass dieses ästhetische Bilderbuch der Leser*in das Gefühl gibt, selbst im chinesisch-französischen Lebensarchiv zu stöbern. – Und Kinder können es gemeinsam mit Erwachsenen lesen, da für beide Adressatengruppen ansprechende Elemente darin zu finden sind.