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Julya Rabinowich
Hinter Glas
München: Carl Hanser Verlag 2019
208 Seiten
16 €
Ab 14 Jahren

Rabinowich, Julya: Hinter Glas

In Spiegelsplittern

von Nadja Berger, Valentina Danz, Kathrine Jacobs, Carly Tyson-Fendt (2019)

Julya Rabinowich erzählt in ihrem Jugendbuch „Hinter Glas“ die beeindruckende Geschichte eines siebzehnjährigen Mädchens namens Alice, die in der Schule gemobbt wird und die sich zu Hause durch ihren tyrannischen Großvater und die ihm hörigen Eltern krank und einsam fühlt. Als ein gutaussehender, künstlerisch-begabter Junge in ihre Klasse kommt und sich die beiden ineinander verlieben, verändert sich ihr Leben und sie hat erstmals den Mut und die Kraft, sich gegen ihre Eltern zu stellen. Zusammen mit Nico bricht sie aus ihrem bisherigen Leben aus; es beginnt die Geschichte einer Selbstfindung, die allerdings nicht bruchlos vor sich geht: Durch eine Erzählweise in sogenannten Spiegelsplittern rekonstruiert Alice rückblickend ihre Erlebnisse und lässt die Leser*innen Teil ihrer Entwicklung werden. Dabei wird zu Beginn des Buches ein Bezug zu Lewis Carrolls „Alice hinter den Spiegeln“ hergestellt. Die Protagonistinnen von Carrolls und Rabinowichs Werken ähneln sich nicht nur durch ihre Namen, sondern auch durch die retrospektive Betrachtung ihrer Erlebnisse und die Rückkehr als reifere, erfahrene junge Frauen.

Mit ihrem einfachen, aber intensiven Schreibstil und der Erzählung aus der Perspektive der Protagonistin lässt Rabinowich die Leser*innen Alices Gefühle deutlich spüren, die zwischen Liebe, Geborgenheit, Angst, Verunsicherung, Resignation und Leere oszillieren. Sie baut mit kurzen und gleichzeitig prägnanten Sätzen Spannung auf. Dabei werden sehr viele Themen – wie Mobbing, Gewalt, Liebe, Familie, Flüchtlinge und Nationalsozialismus – angeschnitten. Durch die Themenvielfalt wird eine Spannbreite an Identifikationsmöglichkeiten geboten. Allerdings stellt sich die Frage, warum all diese Themenfelder unbedingt zusammenkommen müssen, aber nur angeschnitten werden, wobei es wichtig wäre, das eigentlich zentrale Thema Gewalt intensiver zu reflektieren, da es für Jugendliche eine Herausforderung darstellt und Fragen aufwirft, die für unseren Geschmack etwas zu frei im literarischen Raum schweben.