Bora Dagtekin (Regie): Fack ju Göhte 3
Unterhaltung zwischen Konfusion, Spaß und Vulgarität
von Ines Plunien (2017)
„Wenn jemand die Tür zu deiner Zukunft zuhält, dann tritt sie halt kaputt, Chantal!“ Mit dieser Aufforderung motiviert Lehrer Zeki Müller (Elyas M’Barek) seine Schüler*innen gewohnt harsch und bringt sie auf Kurs Richtung Erwachsenwerden: Denn der nach wie vor äußerst unkonventionelle Lehrer, der eigentlich keiner sein sollte, wollte oder dürfte, begleitet die Schüler*innen der Problemklasse 11b auf ihrem Weg zum Abitur. Daneben haben allerdings sowohl die Schüler*innen als auch Lehrer*innen der berühmt-berüchtigten Goethe Gesamtschule noch einiges Andere im Kopf, zumal die Schüler*innen der 11b einen gehörigen Dämpfer erhalten, als ihnen in einem Berufsinformationszentrum aufgezeigt wird, welche Berufe sie in der Zukunft ‚wirklich‘ erwarten könnten… Nach einem regelrechten ‚Erdbeben der Gefühle‘ schafft es Lehrer Müller schließlich, seine Schüler*innen wieder in die Schule zurückzuholen, um mit ihnen auf eine entscheidende Leistungsüberprüfung hinzuarbeiten und auch, um die zwischenzeitlich angedrohte Schließung der Schule zu verhindern. – Schließlich ist diese Schule nicht nur zu einer zweiten Heimat für die Schüler*innen geworden, sondern auch für Zeki Müller, der im abschließenden dritten Teil der Filmreihe seinen eigenen, bisher verdrängten Gefühlen freien Lauf lassen kann. Dabei sieht man natürlich wieder viele mehr oder minder geschmacklose Gags über überforderte Lehrer*innen und teilweise ‚tiefbegabte‘ Schüler*innen, die den oft skurril gezeichneten Lehrer*innen naturgemäß keine ruhige Minute lassen. Und natürlich schlägt auch Herr Müller wieder mit viel Erfolg über die pädagogischen Stränge bzw. über die Regeln des guten Geschmacks, womit ein Erfolgsrezept der gesamten Reihe bezeichnet wäre: die Lust am Vulgären und der politisch inkorrekten Provokation in Verbindung mit durchaus gut-getimetem Nonsens-Humor.
Mit dieser Formel haben sich die „Fack ju Göthe“-Filme mittlerweile als erfolgreichste deutsche Komödienreihe in die Rekordbücher eingeschrieben und so ist wenig verwunderlich, dass Bora Dagtekin auch ein weiteres Mal nicht nur als Regisseur, sondern auch als Drehbuchautor und Produzent (letzteres zusammen mit Lena Schönmann) antreten darf. Große Experimente müssen an den Stellschrauben des Humors offensichtlich nicht mehr durchgeführt werden, um das Publikum auch ein drittes Mal ins Kino zu locken und somit sind auch die Hauptdarsteller die gleichen geblieben. Lediglich Karoline Herfurth, welche die perfektionistische Frau Schnabelstedt spielte, sagte ihre Mitarbeit ab. Stattdessen wurde Herrn Müller Frau Enzberger (gespielt von der schon in „Toni Erdmann“ brillierenden Sandra Hüller) als weibliche Unterstützung zur Seite gestellt, die die Lücke füllt und frischen Wind in Schulroutinen bringt, indem sie u.a. ein Anti-Mobbing-Projekt auf die Beine stellt. – Diese Sequenzen zeigen zumindest den Versuch, durchaus auch ernste Thematiken aus dem Bereich der Schule und Bildung anzusprechen, scheitern allerdings unter anderem daran, dass sie nicht über die Länge einer Szene hinaus behandelt werden und eher episodischen Charakter haben bzw. wie eine Reihung kaum verbundener Witze wirken; etwas mehr Sorgfalt an den entsprechenden Stellen hätte dem Film sicher gut getan.
Insgesamt ist „Fack ju Göhte 3“ jedoch eine größtenteils funktionstüchtige Brutalo-Burleske, die ihren liebenswürdig-absonderlichen Charakteren, wie z.B. der Klebstoff schnüffelnden Schulleiterin Frau Gerster (Katja Riemann), einige herzhafte Lacher gönnt. Auch Chantal (Jella Haase), Danger (Max von der Groeben) und Zeynep (Gizem Emre) sind stellenweise sehr überzeugend in ihrem Bemühen anzusehen, die Schule zu meistern – und sie dabei doch nie ganz ernst zu nehmen. „Fack ju Göhte 3“ ist alles in allem ein unterhaltsamer, aber eben auch oberflächlicher und zum Teil vulgärer Film, der insofern den würdigen Abschluss der Trilogie bildet. – Warum gerade diese Filmreihe die Deutschen aber millionenfach ins Kino getrieben hat und immer noch treibt, ist rätselhaft oder lässt eben tief blicken.