Steinhöfel, Andreas/ Tuckermann, Anja: David Tage Mona Nächte
Dein ist mein ganzes Herz
von Jeanette Söhner (2003)
Wie fangen eigentlich Liebesgeschichten an? Davids und Monas beginnt mit einem ersten, flüchtigen Blickkontakt am Ku’damm. Die beiden verbringen einen Nachmittag zusammen und sie fragt ihn nach seiner Adresse. Nur nach der Adresse - kein neues Treffen, keine Telefonnummern. Um David besser kennen zu lernen, will Mona ihm lieber Briefe schreiben. Und so schicken sich die beiden die nächsten Wochen fast täglich Post.
Zuerst sind es nur alltägliche Dinge, von denen sie sich berichten: die neue Bluse, das aktuell gelesene Buch, die Namen der Geschwister. Mit jedem Brief jedoch öffnen sie sich einander mehr. Bald schon erzählen sie von ihren Problemen innerhalb der Familie, geben geheime Gedanken und Wünsche preis. Sie schaffen sich eine Vertrauensbasis, auf der sie einander fast alles sagen können. Nichts ist zu peinlich, nichts zu intim.
Beide entdecken, dass sie mehr wollen als Freundschaft. Zaghaft fassen sie ihre wachsenden Gefühle in Worte. Sie geben sich Kosenamen, senden sich Blumen-Postkarten und stecken Sternchen mit in die Umschläge. Doch noch fühlen sie sich unsicher, wissen nicht, ob der andere es ernst meint. Erst nach etlichen Briefen, einem zweiten Treffen und der Offenbarung ihres schlimmsten Erlebnisses, steht es für die beiden fest: David liebt Mona und Mona liebt David.
Der Leser erfährt alle Einzelheiten aus dem Leben zweier etwa sechzehnjähriger Teenager, die frisch ineinander verliebt sind. Das Besondere an diesem Jugendroman ist der bis zur letzten Seite streng durchgehaltene Briefstil. Selbst von den Treffen und Telefonaten der beiden Protagonisten erfährt man nur rückblickend aus deren Postsendungen.
Erstaunlich zu beobachten ist, wie sich Monas und Davids Schreibstil im Laufe ihres dreimonatigen Kontakts verändert. Schreibt David zunächst eher unwillig und gehemmt, so füllt er später mehrere Seiten mit seinen Gefühlen und Einstellungen zum Leben. Dagegen ist die zu Beginn unkompliziert wirkende Mona eine oftmals verschlossene Partnerin, die David Informationen nur zögerlich mitteilt. Auch sonst wirkt sie emotional unsicher.
Das Autorenduo Steinhöfel und Tuckermann versteht sich darauf, die brieflichen Monologe von Mona und David mit Leben zu füllen. Im Gegensatz zu den in letzter Zeit immer häufiger erscheinenden Brief- bzw. E-Mail-Romanen werden hier keine einfachen Vorstellungen über weibliches und männliches Rollenverhalten bedient. Die Hauptdarsteller werden sehr facettenreich dargestellt und mit viel Gespür für einen jugendlichen Sprachstil in Szene gesetzt.
Der innige Briefwechsel zwischen David und Mona und die Stärke der beiden Charaktere machen den Charme dieses Briefromans aus.