Rahlens, Holly-Jane: Prinz William, Maximilian Minsky und ich
Einmal zum Prinzen und zurück!
von Matthias Salb (2003)
Nelly Sue Edelmeister fällt aus dem Rahmen. Oder würden Sie diese „ungeheuer ernsthafte“ 13-Jährige als normal ansehen? Mit „einem IQ von 148“ liest sie so nebenbei „Eine kurze Geschichte der Zeit“ von Stephan Hawking und wundert sich über die ersten sexuellen Vorstöße ihrer Altersgenossen. Astrophysikerin zu werden ist natürlich auch schon beschlossene Sache. Und verlieben kann man sich da nur in das weit Entfernte: in Prinz William, den zukünftigen Regenten des vereinigten Königreichs.
Ein kleines Problem wäre da noch: Wie an den Prinzen herankommen? Gut, dass dem Basketball-Team ihrer Schule ein Gastspiel in Eton, des Prinzen College, bevorsteht. Der Plan ist klar: Nelly muss dabei sein! Aber außer mit dem Jonglieren von Zahlen und Formeln hat Nelly nun wirklich nichts mit Sport am Hut. Doch wer ist in der Lage aus einem kopfgesteuerten „Nerd“ eine Sportskanone zu machen? Abhilfe verschafft hier ihr Mitschüler, der Grufti Max, den sie auf den Tod nicht leiden kann. Nur Trainer, oder ist da mehr im Spiel? Max und Nelly kommen sich allmählich näher, die anfängliche Abneigung gegenüber dem „Monster“ Max weicht zusehends und der strahlende Prinz verblasst mehr und mehr. Nelly gerät in den Strudel der Gefühle, erfährt Eifersucht und die erste Liebe auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden.
Die Identitätsfindung unserer kessen Heldin, von anfänglicher Schwärmerei bis hin zum ersten Verliebtsein, wird auf dem Weg zum Happy End vielfach belastet. Nelly ist den Wirrungen und Schwankungen ihres Teenagerdaseins ausgeliefert und flüchtet zu den Sternen. Aber es geht eben nicht nur um die Liebe und das Unnahbare bei Holly-Jane Rahlens. Auch die kulturelle Identität einer (Halb-)Jüdin im heutigen Deutschland sowie Probleme mit den Eltern spielen eine Rolle bei der Ich-Findung der Figur.
Nelly ist kritisch gegenüber sich selbst, besitzt einen analytischen Beobachtungssinn, der die Charaktere der Personen deutlich beschreibt. Mit viel Situationskomik und Sprachwitz beschreibt die Autorin Mädchen in einem wichtigen Lebensabschnitt, ohne sie der Lächerlichkeit preiszugeben. „Prinz William , Maximilian Minsky und ich“ ist jedoch keinesfalls ein reines Mädchenbuch. Denn neben Nellys amüsanter Geschichte, garniert mit ironischem Unterton, wird – erstmals im Kinder- und Jugendbuch – unverkrampft auf jüdisches Leben im Deutschland der Gegenwart eingegangen. Ein allgemeinbildendes Buch, nicht nur für heranwachsende Pubertätsbolzen.
Leseprobe
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Auch als Hörbuch:
Rahlens, Holly-Jane:
Prinz William , Maximilian Minsky und ich
Über die Liebe zu den Sternen, den Stars und den Irdischen
Gelesen von der Autorin
Hamburg: Hörcompany 2002
4 CD, € 23,50