Hawke, Ethan: Hin und weg
Bitteres Ende
von Jenny Bodenbender (2003)
„[M]ein Leben hatte sich verändert. Allerdings nicht so, wie ich gedacht hatte. Ich hatte nicht die Frau getroffen, mit der ich alt und grau werden würde – ich war zwanzig, und als ich einundzwanzig war, hatte ich ein gebrochenes Herz.“ Es ist eine Liebesgeschichte der späten Neunziger. Ein Spiel um Anziehung und Entfernung, inszeniert im Irrgarten New York. Eine kurze Romanze voller Neugier und Aufgeregtheit, aber auch voller Unsicherheiten und Selbstzweifel. Es ist die Geschichte von William und Sarah. Eine gemeinsame Geschichte ohne gemeinsame Zukunft.
Retrospektiv erzählt der junge Bohémien William, wie er Sarah in einer Bar kennen lernt, sich in sie verliebt und wie er schließlich lernen muss, diese Liebe loszulassen. Am Anfang der dreimonatigen Beziehung lebt William wie im Rausch. Sarah ist für ihn sein Lebensmittelpunkt. Doch während er sich seiner Sache absolut sicher ist, weicht sie ihm immer wieder aus, lässt ihn mit seinen Erwartungen alleine.
Wegen eines Filmdrehs fliegt William für vier Wochen nach Paris. Eine Woche begleitet ihn Sarah. Und hier endlich, in der Stadt der Liebe, sind sie einander wirklich nah. Völlig losgelöst von ihren sonstigen Unsicherheiten, Versagensängsten und Selbstzweifeln, genießen sie Paris. Aus einer Laune heraus überlegen sie sogar zu heiraten.
Doch als William zurück nach New York kommt, hat sich etwas verändert. Sarah verhält sich ihm gegenüber abweisend, die Beziehung erstickt sie: „... aber wenn du im Zimmer bist, kann ich mich selbst nicht denken hören [...]. Für dich ist alles ein großes Spiel von so tun als ob.“ Auf die plötzliche Trennung reagiert William mit Unverständnis. Das erste Mal ist er der Verlassene, ist er derjenige, der noch liebt. Voller Schmerz und Enttäuschung kann er Sarahs Entschluss nicht einfach akzeptieren. Sarahs Liebe nicht erzwingen zu können, macht ihn ohnmächtig und wütend. Erst nach und nach schafft es William, mit seinen Gefühlen umzugehen.
Ethan Hawke, sonst eher als Schauspieler bekannt, zeigt in seinem Romandebüt, dass er auch schriftstellerische Qualitäten besitzt. Gefühlvolle Darstellungen bewegender Situationen wechseln sich ab mit dem manchmal recht schnoddrigen und selbstironischen Ton des Ich-Erzählers William. In einer einfachen und direkten Sprache schafft Hawke es, eine komplizierte und doch ganz alltägliche Liebesgeschichte zu erzählen. Und so ist es mit dieser Geschichte wie mit der Liebe selbst, man ahnt, wie es ausgeht, aber es bleibt spannend bis zum bitteren Ende.