Kantelhardt, Arnhild (Hrsg.) und Gesa Denecke (Illustration): Hast du schon mal geküsst?
So klein und schon verknallt
von Jeanette Söhner (2003)
Anna ist verliebt in Markus und träumt im Unterricht von romantischen Rettungsaktionen. Marieke hingegen weiß noch gar nicht, was denn so alles zum Verliebtsein gehört und was mit dem Satz „Ich steh auf dich“ nun gemeint ist. Für seine Angebetete Vanessa prügelt sich Wim sogar mit fünf älteren Jungs. Und Franz überlegt, ob es sich lohnt, für Elfe zu klauen.
Der Sammelband „Hast du schon mal geküsst?“ vereint zwölf Geschichten zum Thema Verliebtsein, in denen es um erste Schwärmereien, heimliche Sehnsüchte, aber auch um erste Enttäuschungen geht. Es wird von Erlebnissen und Erfahrungen berichtet wie dem heimlichen Beobachten des Angebeteten, dem ersten Kuss und wildem Herzklopfen. Häufig stehen auch die Wünsche und Ängste der etwa zehnjährigen Protagonisten im Vordergrund, die sich zum ersten Mal mit dem Thema Liebe und Verliebtheit auseinandersetzen. Bezeichnend, welche Fragen ihnen so durch den Kopf gehen: „Was ist Verknalltsein?“, „Woran merkt man, dass man verliebt ist?“, „Was muss man eigentlich machen, wenn man verliebt ist?“
Ausgewählt hat Arnhild Kantelhardt diese durchweg guten, niveauvollen Geschichten, die allesamt in den 1990er Jahren erschienen sind. Geschrieben wurden sie von so renommierten Autoren wie Christine Nöstlinger, Manfred Mai oder Kirsten Boie. Bei den Texten handelt es sich nur zum Teil um eigenständige Erzählungen. Vielfach wurden Romanauszüge genommen, was jedoch in keiner Weise stört, da die Erzählungen in sich geschlossene Einheiten bilden.
Leider zeigt die ansonsten durchweg gelungene Geschichtensammlung kleine Schönheitsfehler: Die Illustrationen sind ziemlich ausdruckslos und das pädagogisierende Nachwort ist überflüssig. Auch die Struktur des Buches kann nicht richtig überzeugen. Die Erzählungen sind unter vier thematische Überschriften gepresst wie zum Beispiel: „Das hat man nun vom Verliebtsein“ oder „So ist das also, wenn man sich verliebt“. Doch der Sinn und Nutzen dieser Aufteilung bleibt eher fraglich.
Trotz allem: Der Sammelband besticht eben durch die hohe Qualität der Geschichten, die sich hervorragend zum Vorlesen eignen, Gesprächsanlässe zum Thema Verliebtsein bieten oder einfach nur zum Lesen einladen. Leser, die sich hier Appetit geholt haben, werden vermutlich gerne auf die Originaltitel zurückgreifen.