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Titelbild
Spinnen, Burkhard:
Belgische Riesen
Frankfurt a. M.: Schöffling & Co. 2000
292 S., € 15,90

Auch als TB:
München: Goldmann 2002
(btb 72817)
224 S., € 9,-

Hörbuch:
Burkhard Spinnen liest aus
Belgische Riesen
Frankfurt a. M.: Schöffling & Co. 2000
(Schöfflings HörBar)
2 CDs, € 20,90

Spinnen, Burkhard: Belgische Riesen

„Eine Nummer für sich“

von Sabine Elias (2001)

Übrigens: Belgische Riesen sind „Gigantenkaninchen“ mit Ohren, die bis zur Stalldecke ragen. Um ein solches spinnt Burkhard Spinnen, bislang bekannt durch Romane für Erwachsene, seine erste Kindergeschichte.

Konrad Bantelmann ist mit seinen Eltern und seinem kleinen Bruder ins Dransfeld gezogen. Nicht nur die Doppelhäuser der Vorstadt-Neubausiedlung mit ihren kleinen Terrassen und Buchsbaumhecken ähneln einander verblüffend. Vor jeder Tür steht ein Kombi mit einem Aufkleber „Baby an Bord“ und „außerdem sind immer ein Vater und eine Mutter in eine der Doppelhaushälften eingezogen und die haben jeweils zwei Kinder“.

Nur in Nummer 28b geht alles ganz anders zu: Statt einer Fußmatte mit der Aufschrift „Willkommen“ liegt ein schmutziger Lappen vor der Tür und die Umzugskartons stehen noch unausgepackt im Flur. Das Chaos der Wohnung entspricht dem Familienchaos: Der Vater ist zu „Kristine mit K“ gezogen, Mutter und Tochter leben allein in dem neuen Haus. Mama Henriette trägt lange rote Haare und verrückte Klamotten, ebenso Friederike – mit Spitznamen Fridz –, allerdings hat die „zusätzlich noch Sommersprossen und sie sieht nicht traurig aus. Sondern eher frech!“

Ehe sich der „kreuzbrave“ Konrad versieht, sitzt er mit Fridz am Computer, obwohl man als Junge eigentlich gar nicht mit Mädchen spielt. Die beiden hecken einen Plan aus, wie man sich an der neuen Freundin des Vaters rächen könnte. Schließlich hat die eine Kaninchenhaarallergie ...

Spinnen, selbst Vater von zwei Söhnen, erzählt eine amüsante und abenteuerliche Familiengeschichte. Ironisch zeichnet er eine bürgerliche Idylle und kontrastiert diese mit einem Dilemma, in dem alles „drunter und drüber“ geht. Er verschweigt nicht, dass Friederikes Mama den halben Tag am Küchentisch sitzt, heult und manchmal sogar zu Tabletten greift. Doch „Belgische Riesen“ wäre kein Kinderbuch, wenn die Geschichte allzu bedrückend würde.

Die Kinderfiguren handeln selbstbewusst und kreativ und während der allabendlichen Erzählsituation mit Vater Bantelmann können Alltagsprobleme unverfänglich angesprochen werden. Die Gute-Nacht-Geschichte über die Waldschlange könnte allerdings nicht nur für die beiden Brüder, sondern vielleicht auch für die kleinen Leser ermüdend wirken.

„Belgische Riesen“ macht Angebote für Kleine und Große und schafft damit beste Bedingungen fürs Vorlesen. Und vielleicht kann man die Geschichte ja noch aus- und weiterspinnen, denn: „Das Leben, sagt der Papa immer, ist voller angefangener Geschichten. Man muss sie nur richtig zu Ende erzählen.“

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