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Cover von Mopsfisch

Halb Mops, halb Fisch: Der Mopsfisch läuft ins Missgeschick – eine Ballade für Kinder voller Sprachwitz 

von Helena Brandenburg, Anne Brems, Elena Plum, Elisabeth Schmitz, Hannah Ufer (2025)

„Mopsfisch“, das erste Kinderbuch des Büchnerpreisträgers Clemens J. Setz, entstand in Zusammenarbeit mit der Illustratorin Stefanie Jeschke. Gemeinsam erzählen sie eine poetische Geschichte voller Sprach- und Bildwitz über Identität und Zugehörigkeit. Das farbenfrohe Bilderbuch erzählt in Versform von einem Mischwesen: oben Mops, unten Fisch. Text und Bild greifen, wie die beiden Hälften dieses Fabelwesens, ineinander und erschließen sich erst im Zusammenspiel. Auf der ersten Doppelseite heißt es etwa: „Mopsfisch lila. / Mopsfisch rot. / Mopsfisch Luftballonpilot!“ Dort ist auch der Mopsfisch zu sehen, wie er mit einem lilafarbenen und einem roten Luftballon durch die Luft schwebt. 

Die Struktur des Textes, der an das berühmte Gedicht „ottos mops“ von Ernst Jandl erinnert, folgt einem festen Schema. Auf jeder Seite steht ein Dreizeiler (Terzine), der stets mit dem Wort „Mopsfisch“ beginnt (Anapher). Diese sprachliche Reduktion entwickelt sich schnell zu einem eigenen kleinen Sprachspiel. Durch einfache Satzmuster, die teilweise fehlenden Verben und die vielen Wiederholungen erscheinen die Sätze zugleich kunstvoll und kindlich. Setz verzichtet in seinem Text auf grammatikalische Regeln und öffnet so einen spielerischen Zugang zur Sprache. Es entsteht Freude am Lesen, Zuhören und am Entdecken sprachlicher Möglichkeiten: „Mopsfisch trampo-/ Mopsfisch -lin./ Mopsfisch fliegt sehr weit wohin!“ So gelingt es Setz, eine zugleich humorvolle und emotionale Geschichte zu erzählen, die die Leser*innen durch das Buch trägt; gespannt folgt man der Reise des Mopsfischs; 

Die offene Handlung lässt sich als episodische Suche lesen; der tollpatschige Mopsfisch gerät in ein Missgeschick nach dem anderen: Erst fliegt er mit Ballons durch die Luft, dann fällt er in einen Garten und später in einen Teich. In diesem Teich, unter der Wasseroberfläche, ereignet sich der emotionale Tiefpunkt der Geschichte, denn der Mopsfisch schlägt einen anderen Fisch: „Mopsfisch kritisch./ Mopsfisch schlagt./Mopsfisch wird von Fisch verklagt!“ Die Reaktion folgt prompt: „Mopsfisch nein nein./ Mopsfisch nicht./ Mopsfisch muss vors Teichgericht!“ Dieser Konflikt mit den anderen Fischen markiert einen Wendepunkt in der Geschichte. Hoffnung und Zuversicht kehren zurück, als der Mopsfisch einen Artgenossen trifft: „Mopsfisch Mopsfisch./ Mopsfisch mag./ Mopsfisch Mopsfisch neuer Tag.“ 

Besonders hervorzuheben ist, dass der Text unter seiner komischen Oberfläche eine Tiefenstruktur entfaltet, in der sich grundlegende Fragen abzeichnen: Wer bin ich – Mops oder Fisch? Wo gehöre ich hin – in den Garten oder in den Teich? Muss mir jemand ähnlich sein, damit ich mich aufgehoben fühle?Die zugleich einfache und kunstvolle Sprache entfaltet durch ihre Reduktion eine eigene Tiefe, die durch die Bilder intensiviert wird. Der „Mopsfisch“ lädt dazu ein, Sprache spielerisch zu entdecken, über Bildfindungen zu staunen, sich selbst in der Geschichte wiederzufinden, Ereignisse weiterzudenken und mit dem eigenen Erleben zu verknüpfen! 

Setz, Clemens J. und Jeschke, Stephanie (Illustrationen)
Mopsfisch
Berlin: Insel Verlag, 2025
32 Seiten
Kinderbuch ab 4 Jahren

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