
Der Junge, der die Welt in Ordnung bringt!
von Rania Amezian, Noemi Fehr, Luna Röcken und Pia Sindermann (2025)
„[W]enn nichts geschiit muss man was geschehen lasen sonst geschiit nichts“.
So lautet der 33. Punkt aus Frankies Notizbuch. Darin hält er alle seine Gedanken sowie für ihn wichtige Aussagen von Menschen, denen er begegnet, fest – in seiner ganz besonderen Orthografie.
Der zehnjährige Protagonist aus dem Kinderbuch „Frankie und wie er die Welt sieht“ von Zoran Drvenkar ist ein besonderes Kind. (Dies kann man bereits in dem Vorgängerwerk „Frankie unsichtbar” feststellen.) Frankie fühlt sich nämlich nicht nur für seinen Hamster, der den bemerkenswerten Namen Hoheit Pedro Sanchez der Dritte trägt, verantwortlich, sondern darüber hinaus für die Ordnung der gesamten Welt. Bevor er sich jedoch darauf konzentrieren kann, muss er zunächst die Probleme in seinem Elternhaus und bei seinem besten Freund Lars lösen.
Denn der Auszug seines Vaters aus der Familienwohnung in Berlin zu seiner neuen Geliebten nach Köln macht Frankie und seiner Schwester Delia sehr zu schaffen. Auch die Mutter ist schwer getroffen und durchweint die Nacht. Für Frankie gibt es da nur eins: Er muss seinen Vater nach Hause holen, damit dieser sich entschuldigt. So beginnt eine abenteuerliche Reise, die Frankie mit wenig Geld, aber mit viel Erfindungsreichtum im Zug und ohne Ticket von Berlin über Köln nach Venedig führt. Geprägt ist das Abenteuer von Frankies Leichtigkeit, Mut und seiner Fähigkeit, mit Menschen in Kontakt zu kommen. Und wenn es mal gar nicht weitergeht, dann holt er eben tief Luft und macht sich unsichtbar! Im Zug begleitet und hilft ihm sein Freund Lars – wenn auch nur in Frankies Gedanken, und man merkt schon: Realistisches und Fantisches mischen sich hier munter!) Kaum ist dieses Abenteuer überstanden, muss Frankie sich um Lars kümmern; ob man zur Lösung von dessen Problemen gemeinsam nach Madagaskar trampen muss? Ob Frankies Eltern sich wieder vertragen haben? Eines ist sicher: Aufgeben kommt für jemanden, der für die Ordnung der Welt verantwortlich ist, nicht in Frage!
Zoran Drvenkar erzählt in seinem neuesten Kinderroman von einer besonderen Art zu denken. Wie in einem Film führt dabei eine Erzählstimme aus dem Off durch die Handlungen der Figuren, nimmt Dinge vorweg oder spult in die Vergangenheit zurück, um Sachverhalte zu klären. „Frankie und wie er die Welt sieht“ erzählt von tiefgründigen und sensiblen Themen, wie Gewalt im Elternhaus und Trennung der Eltern, kombiniert mit dem selbstbewussten und beherzten Auftreten von Frankie, der stets versucht, für sich und die ihm wichtigen Menschen eine Lösung zu finden. Seine von Leichtigkeit getragenen Handlungen und außergewöhnlichen Fähigkeiten werden mit einer Selbstverständlichkeit dargestellt, die uns davon überzeugt, dass alles möglich ist.
Bibliographische Angaben
Zoran Drvenkar
Frankie und wie er die Welt sieht
München: Carl Hanser, 2024
Seitenzahl: 152
Kinderbuch ab 10 Jahre