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Was passiert, wenn der Krieg vorbei ist?

Von Lena Enkrich, Carolin Helm, Csenge Kovacs und Marla Schad (2024)

Der Krieg ist aus. Aber was jetzt? Dieser Frage geht Julya Rabinowich in ihrem Roman Der Geruch von Ruß und Rosen nach, indem sie die geflüchtete Protagonistin Madina von ihrem gegenwärtigen Alltag erzählen lässt. In Form von Tagebucheinträgen werden die Lesenden in Madinas Gedanken- und Lebenswelt mitgenommen und mit brandaktuellen Themen wie Krieg, mentale Gesundheit oder Emanzipation konfrontiert.

Der Roman konstruiert eine (Post-)Kriegssituation, die überall stattfinden könnte, da keine genauen Orts- und Zeitangaben gegeben werden. In nur kurzen Einschüben wird die Flucht vor dem Krieg thematisiert, die bereits in der Vergangenheit liegt. Während Madina mit ihrer Familie im sicheren Ankunftsland ist, kehrt ihr Vater zurück in das Herkunftsland, in dem weiterhin der Krieg tobt. Seitdem ist der Kontakt zum Vater abgebrochen und sein Verbleib ist unklar. Dann plötzlich ist der Krieg vorbei. Doch was heißt eigentlich, dass der Krieg vorbei ist?

Der Krieg hinterlässt Spuren
Der Roman zeigt, dass nach einem Krieg alles und gleichzeitig auch nichts passiert: Und stets wieder wird deutlich, dass Erinnerungen bleiben, die das weitere Leben für immer beeinflussen. Viele der Figuren tragen Narben vom Krieg mit sich – die einen physische, die anderen psychische. Doch ihr Umgang mit den Verletzungen ist höchst unterschiedlich: Manche suchen sich Hilfe, andere wiederum versuchen die Erlebnisse allein zu verarbeiten.

Der Roman ist der dritte Teil einer Reihe über Madinas Familie, jedoch auch ohne die beiden Vorgängerwerke Dazwischen: ich (2016) und Dazwischen wir (2022) sehr gut verständlich.

Der Verlag empfiehlt ein Lesealter ab 14 Jahren, dem wir zustimmen. Durch die sprachliche Gestaltung ist der Roman für das empfohlene Alter gut verständlich. Dabei ist es uns wichtig, eine Triggerwarnung für den Roman auszusprechen, obwohl die Themen Krieg, Tod und Verletzungen auf sensible und altersangemessene Art dargestellt werden: Denn die Leser*innen sollten sich schon darüber im Klaren sein, dass sie bei der Lektüre über ernsthafte Probleme reflektieren müssen!  Nur eine kleine Kritik unsererseits besteht darin, dass Madina für ihr Alter in manchen Situationen etwas zu reflektiert wirkt. Dennoch empfehlen wir den Roman, denn Madinas Geschichte zeigt die Herausforderungen, die ein Krieg, eine Flucht und das Leben im neuen Land für eine geflüchtete Familie mit sich bringen können und ermöglicht die Überlegung, ob ein Krieg jemals wirklich vorbei sein kann.  

Bibliografische Angaben:

Julya Rabinowich
Der Geruch von Ruß und Rosen
München. Carl Hanser Verlag GmbH & Co.KG, 2023
240 Seiten
Empfohlen ab 14 Jahren

Leseprobe