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Von Spaßvögeln und Astronauten: Ein Sommer voller Mut, Krisen und Freundschaft

Von Jeremy Brünkers, Greta Gisinger, Julia Küker und Patrick Laumen (2024)

Vögel können fliegen, Astronauten nicht. Also nur in ihrem Raumschiff. Ein Spaßvogel und ein Astronaut begegnen sich im Internet. Natürlich kein echter Spaßvogel und auch kein echter Astronaut, aber in der Grundschule waren die beiden so an Karneval verkleidet. Fünf Jahre später, im Jahr 2024, sind sie 14 Jahre alt und haben Sommerferien.

Im neuen ‚Messenger-Roman‘ „Und die Welt sie fliegt hoch“ der 2022 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis („Die Nacht so groß wie wir“) ausgezeichneten Sarah Jäger hat Ava, der Spaßvogel, Hausarrest. Und sie langweilt sich zu Tode. Beim Aufräumen ihres Zimmers –  so behauptet sie es zumindest –  findet sie einen Zettel mit der Nummer von Juri, dem Astronauten. Sie weiß, dass er nicht wie ihre Freund*innen den ganzen Sommer im Freibad ist, sondern viel Zeit zuhause verbringt. Dort fühlt er sich sicher. Der perfekte Chatpartner für vermeintlich öde Tage. In den folgenden anderthalb Wochen tauschen sich die beiden über ihr Leben und ihre Gedanken aus. Die Themen wechseln von Geburt, Freundschaft und familiären Schicksalen bis hin zu den eigenen Wünschen und Gedanken über den Tod. Zentral ist in dem Chat die Frage nach der Art und Weise, wie man sich den eigenen Ängsten stellt. Ava und Juri nähern sich dieser Frage gemeinsam. Ava hat wie immer schnell eine Antwort parat: Vorsätze. Sie hat sich für die Sommerferien drei Ziele gesetzt: Jemanden küssen, den Zehn-Meterturm im Freibad bezwingen und auf die Sommerabschlussparty gehen. – Gelingt es so auch Juri, sich seinen Ängsten zu stellen?

„Und die Welt sie fliegt hoch“ ist in einer ‚einfachen‘, an geschriebene oder diktierte Messanger-Texte erinnernden, stilisierten Jugendsprache geschrieben. Dadurch ist er leicht zugänglich. In den Dialogen wird zwischen Alltagsprache, Witz und tiefem emotionalen Austausch gesprungen, die äußerliche Handlung ist jedoch ereignisarm. Besonders an dem Buch ist der Aufbau, handelt es sich doch um einen  Chatroman. Die linke Seite des Buches ist stets Ava gewidmet, die rechte Juri. Dem Schuss-Gegenschuss-Prinzip folgend, führen die linke und die rechte Seite einen Dialog. Die Buchseiten sind aber trotz des zum Teil geringen Textumfangs nicht weiß, sondern mit gehaltvollen, comichaften Zeichnungen gestaltet, die eine neue Ebene der Geschichte eröffnen. Dabei wird Ava immer wieder als Vogel dargestellt, z.B. als Ente, als Pinguin, Papagei, Taube, Küken… Manchmal fliegen ‚auf ihren Seiten‘ auch die Federn; so wird ihr impulsiver und kommunikativer Charakter unterstrichen. Juri wird visuell als Astronaut im All realisiert – sowohl schwebend als auch geschützt durch seinen Raumanzug. Diese Bilder der Co-Autorin Sarah Maus lassen aber auch genug Interpretationsspielraum. Wer genau hinschaut, kann sogar eine zusätzliche Kommunikationsebene entdecken.

Mit Leichtigkeit und Humor schaffen es die beiden Autorinnen also, schwere Themen anzusprechen. Als erwachsene Leser*innen konnten wir uns in die unterhaltsamen Gespräche gut hineinversetzen und wurden auch an unsere eigene Jugend erinnert. Die anfängliche Irritation aufgrund der außergewöhnlichen Leseweise sowie die Vielschichtigkeit von gedruckter Sprache und Illustration boten uns immer wieder kleine Aha-Momente. Kritisieren lässt sich jedoch, dass die Überwindung von Ängsten zum Teil unrealistisch einfach dargestellt wird. Insgesamt macht die originelle Kombination aus Bild und Text den Jugendroman „Und die Welt sie fliegt hoch“, der die Gefühlswelt junger Menschen treffend widerspiegelt, aber absolut lesenswert.

 

Bibliographische Angaben

Autorin: Sarah Jäger
Und die Welt, sie fliegt hoch
Illustratorin: Sarah Maus
Hamburg: Rotfuchs 2024
Seitenzahl: 272 Seiten
Jugendbuch ab 12 Jahren