Funke, Cornelia (Text) und Kerstin Meyer (Illustration): Prinzessin Isabella
Rebellion im Schloss
von Sabine Warden (1999)
Welches Mädchen möchte nicht gerne Prinzessin sein? Isabella ist Prinzessin, eine richtige sogar, doch was viele Mädchen sich wünschen, findet sie langweilig. Sie will nicht mehr täglich lächeln üben, sich die Haare frisieren lassen und feine Kleider tragen müssen. Sie will ihre Brote selbst schmieren, sich selbst die Nase putzen, selbst bestimmen, was sie anzieht: nämlich Hosen, damit sie auf Bäume klettern kann. Zum Glück ist sie keine artige Prinzessin, die nun stumm leidet und sich in ihr Schicksal fügt. Nein, Isabella rebelliert gegen die höfischen Verhaltensregeln und wirft ihre Krone zum Fenster hinaus, geradewegs in den Goldfischteich.
Dass Isabella ein Sturkopf ist, sieht man auf den ersten Blick. In karikaturartigem Stil wird Isabella mit einem runden Mondgesicht dargestellt. Immer wieder schneidet sie neue, aussagekräftige Grimassen. Alle anderen Schlossbewohner, mit Ausnahme des Königs, tragen die gleichen ovalen Gesichtszüge. Die Illustrationen beschränken sich weitgehend auf die Personen und ihre Eigenschaften. In frechen, farbenfrohen Zeichnungen charakterisiert Kerstin Meyer zum Beispiel die hochnäsigen, steifen Diener durch viele senkrechte Linien und lange, hoch getragene Nasen. Auch die älteren Schwestern Drusilla und Rosalinda werden in den Bildern ironisch dargestellt. Mit O-Mund und gezierter Handhaltung empören sie sich über das unstandesgemäße Verhalten ihrer Schwester. Der Hintergrund bildet nur einen Rahmen für das Bildgeschehen. Häufig besteht er lediglich aus einer weißen Fläche. An manchen Stellen beleuchtet die Illustratorin verborgene Seiten der Geschichte, die durch den Text allein nicht deutlich werden. Dies macht das Buch zu etwas Besonderem, genauso wie witzige Details, die erst beim genauen Betrachten sichtbar werden – etwa wenn die Schweine im Stall Mathematikunterricht abhalten.
Das ungehörige Benehmen seiner Tochter bleibt auch dem König nicht verborgen und er schickt die störrische Rebellin zur Strafarbeit in die Küche. Doch das ist Isabella gerade recht. Endlich kann sie sich beim Kartoffelnschälen und Sahneschlagen austoben. Die Begeisterung, die Isabella für die Küchenarbeit empfindet, kann der Leser spüren, wenn er sie auf einer Doppelseite gleich viermal in der großen Küche wirbeln sieht. Die Illustratorin löst hier, in einer Art Stationenbild, die zeitlichen und räumlichen Abläufe geschickt auf. Auch eine weitere ,Strafversetzung’ in den Schweinestall bewirkt bei Isabella nicht die erwartete Einsicht. Als sie sich sogar mit Lieblingspuppe und Bettdecke bei den Schweinen einquartiert, kommt der König ins Grübeln. Er fischt im Mondschein die Krone aus dem Teich und bittet Isabella zurück ins Schloss, zu ihren Bedingungen. Mit oder ohne Krone auf dem Kopf – Hauptsache seine Tochter ist glücklich!
Es ist sicher kein Zufall, dass Isabella gerade die alltäglichen Sachen am Herzen liegen, ihre Wünsche sind auf diese Weise für kindliche Leser nachfühlbar. Die Autorin Cornelia Funke erzählt auf humorvolle Art und mit viel wörtlicher Rede. Text und Bild verbinden sich in diesem Bilderbuch zu einer spritzigen Geschichte, die einfach Spaß macht und Kinder dazu auffordert, ihre Wünsche durchzusetzen.