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Das Mädchen mit den Zöpfen

Von Laura Prokop und Ilka Welskop (2021)

       "Es gibt Gutes und es gibt Schlechtes. Und gegen das Schlechte muss man kämpfen."
Wir schreiben das Jahr 1941. In den Niederlanden regt sich Widerstand gegen die deutsche Besatzung. Auch die damals 15-jährige Freddie Oversteegen begibt sich, gemeinsam mit ihrer Schwester Truus, in lebensgefährliche Widerstandsaktionen. Was für das Mädchen mit den zwei geflochtenen Zöpfen jedoch zunächst wie ein spannendes Erlebnis beginnt, wird zunehmend ernster. Für den Widerstand spioniert Freddie Nazis aus, lockt sie in den Wald und unterstützt ihre Liquidation. Sie darf niemandem davon erzählen. Die Frage nach Moral und Gerechtigkeit stellt sich ihr immer wieder. Tut sie wirklich das Richtige? Wie weit darf der Widerstand gehen? Und wem kann sie noch trauen?

Aus der zuverlässigen Perspektive Freddies erfahren wir, wie die Ereignisse des Widerstandes sowie die Überschreitung konventioneller moralischer Grenzen nicht spurlos an der jungen Protagonistin vorübergehen und ihr Leben maßgeblich verändern. Die Autorin Wilma Geldof erzählt im Jugendroman „Reden ist Verrat“ von Freddie, die sich vom albernen, verliebten Teenager zu einer ernsten, gewissenhaften und von ihren Erlebnissen im Widerstand traumatisierten Heldin entwickelt.

„Reden ist Verrat“ ist auf der einen Seite eine packende Erzählung, die von Mut, Angst, Liebe und Verrat handelt. Auf der anderen Seite reflektiert er die Grenzen ethischen Verhaltens in extremen Situationen, die unter die Haut gehen. Durch ihren Schreibstil vermag Geldof es, die Lesenden Freddies Gefühlswelt und Erlebnisse durchleben zu lassen sowie die Geschehnisse mitreißend zu veranschaulichen.

Wichtige Begriffe aus der Zeit des zweiten Weltkriegs in den Niederlanden werden mithilfe eines Glossars erklärt. Obwohl Freddies Geschichte auf wahren Ereignissen beruht, handelt es sich - wie auch die Autorin klarstellt - um eine fiktionale Erzählung. Durch die Erfindung mancher Charaktere und Begebenheiten verleiht Geldof der Erzählung einen roten Faden, welcher für eine dauerhafte Spannung sorgt und somit alle Lesenden in Atem hält.

„Reden ist Verrat“ ist eine philosophische Reflexion mit einer spannenden Geschichte, welche ein Denkmal für eine verstorbene Zeitzeugin setzt, die im Gegensatz zu Sophie Scholl relativ unbekannt blieb. Eine empfehlenswerte Lektüre, die sich für Jugendliche ab 14 Jahren, aber auch Erwachsene eignet.

 

Bibliographische Angaben

Geldof, Wilma
Reden ist Verrat: Nach der wahren Geschichte von der Freddie Oversteegen
Hildesheim: Gerstenberg Verlag  2020
304 Seiten
Jugendbuch ab 14 Jahren

Leseprobe:
„Warum denkst du bloß immer, ich hätte keine Angst?“ Ich mache die Dinge nicht, weil ich keine Angst habe, ich mache sie, weil es sein muss. Und weil es immer gut geht. Weil ich ein Mädchen bin. […] „Angst verlernt man“, sage ich, denn das sagt Frans immer. „Und wenn ich sterbe“, fahre ich fort, „habe ich immerhin das Richtige getan.“ (S. 57)