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Jakob Wegelius:
Sally Jones. Eine Weltreise in Bildern
Aus dem Schwedischen von Gabriele Haefs.
Hildesheim: Gerstenberg 2009
112 Seiten
€ 16,90
Ab 9 Jahren
Illustriertes Kinderbuch

Wegelius, Jakob: Sally Jones. Eine Weltreise in Bildern

Reise ins Ungewisse

von Marie-Luise Hagemann und Lars Donath (2009)


Es ist der Traum vieler Menschen, eine Weltreise zu unternehmen, abenteuerliche Begegnungen zu machen, verschiedene Kulturen kennenzulernen und vielleicht am Ende dieser Reise mit den gesammelten Erfahrungen neue Wege zu gehen.

In dem Bilderbuch „Sally Jones“ von Jakob Wegelius erlebt die Hauptfigur Sally Jones eben dieses Abenteuer – eine Weltreise. Aber es ist eine ganz unfreiwillige. Ihre Odyssee beginnt im afrikanischen Regenwald und führt sie über den Seeweg bis nach Istanbul, Singapur und New York. Dabei wird sie Gefahren wie Stürmen und Schiffbruch ausgesetzt und begegnet Schmugglern, Piraten und sogar einem Zauberer.

Sallys ungewöhnliche Geschichte spielt während der Kolonialzeit. Sie erzählt von Eroberungen und Erniedrigungen, Freude und Heimweh, Freundschaft und Gewalt. Sally Jones begegnet auf ihrer Reise immer wieder den gleichen Menschen wie beispielsweise dem Schiffsmaschinisten Koskela. Für Sally wird er im Laufe der Geschichte zur wichtigsten Person. Sie findet in ihm einen wahren Freund. Durch ihn lernt sie unter anderem auch, Schiffsmotoren und Autos zu reparieren und sogar ein Schiff zu steuern. Sie entwickelt sich aus ihrer Naivität heraus zu einer reifen Figur.

Und wäre an dieser Stelle nicht erwähnt, dass es sich bei Sally Jones um einen Gorilla handelt, könnte man den Eindruck gewinnen, dass es um einen jungen Menschen ginge, der die Hauptrolle in einer atemberaubenden Geschichte spielt. Die Figur Sally stellt der Autor Wegelius extrem vermenschlicht dar: Sie fühlt, trauert, ist glücklich, lernt sogar lesen und trifft am Ende wichtige Entscheidungen.

Jakob Wegelius schmückt diese Geschichte mit außergewöhnlichen Illustrationen, die er selbst beigesteuert hat und die dem Betrachter einen sinnlichen Eindruck der Kolonialzeit vor etwa hundert Jahren verschaffen. Die Abbildung etwa von Handelsschiffen, Landkarten und zeitgenössischen Kleidern lassen diese Zeit vor unseren Augen quasi wieder auferstehen. Die qualitativ hochwertigen Zeichnungen sind farbig und mit Textfeldern, teilweise auch mit Sprechblasen versehen und lassen aufgrund der vielen aussagekräftigen Details eine lange Verweildauer auf den Seiten zu.

Die Form des Buches ist, ebenso wie die Geschichte, außergewöhnlich. Es erscheint im schmalen Hochformat, was den Illustrationen noch mehr Reiz verleiht. Und wer „Esperanza“ kennt, das hochgelobte und mit Preisen überhäufte frühere Werk von Wegelius, wird im Figureninventar von „Sally Jones“ manche Wiederentdeckung machen ...

Die Textpassagen sind in einem verständlichen, einfachen Sprachstil verfasst. Sie fügen sich harmonisch in die Illustrationen ein und gehen mit diesen eine Symbiose ein. Die auch sprachlich treffend charakterisierten Protagonisten – und mit ihnen der Leser – lernen im Verlaufe der Geschichte andere Kulturen und deren Besonderheiten kennen, was dem Werk zusätzlichen Reiz verleiht.

Jakob Wegelius erhielt für „Sally Jones“ 2008 den Augustpreis für das beste schwedische Kinderbuch. Gabriele Haefs überträgt die „Legenden om Sally Jones“, so der Originaltitel, in eine wunderbare und eingängliche Sprache. „Sally Jones“ reiht sich somit nahtlos in die Liste von außergewöhnlichen Kinderbüchern ein.

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