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Titelbild
Lembcke, Marjaleena und Stefanie Harjes:
Hexenheim Horizont
München: Nagel & Kimche 2009
124 Seiten
€ 12,90
Illustriertes Kinderbuch ab 8 Jahren

Lembcke, Marjaleena und Stefanie Harjes: Hexenheim Horizont

Hexenkrimi mit Spaßfaktor

von Sonja Erbling (2009)

Ene mene 1, 2, 3…. Simsalabim und Abrakadabra. Durch die Lüfte fliegen und hexen wonach einem der Sinn steht, ist sicherlich der Traum vieler Kinder. Doch auch im Leben der Hexen gibt es Regeln und Vorschriften, an die sich jede halten muss. Wenn eine Hexe achthundertfünfzig Jahre alt wird, muss sie in ein Altenheim ziehen, sie darf nicht mehr hexen und keine Zaubertränke mehr herstellen. Besonders das Fliegen ist nur noch in Begleitung jüngerer Hexen erlaubt. 

Auch im Hexenheim Horizont gelten diese Regeln, und so kommt es, dass sich die alten Hexen gerne ihrer früheren Tage erinnern. Hexe Gala Gebiss besucht regelmäßig ihre Vampirfreunde aus früheren Zeiten, Unghiagrande reimt sich durch den Tag, und Henna Herrlich verpasst keine Gelegenheit, um im Spiegel ihre Schönheit zu bewundern. Damals gewann sie, wegen ihrer vielen Warzen, einen Schönheitswettbewerb ganz knapp vor Hexe Omena. Doch Omena macht sich nicht viel daraus. Sie ist eine äußerst liebevolle Hexe und muss daher hart an ihrem Image arbeiten. Denn Hexen sind böse und gemein und auf keinen Fall weinen sie.

So lebt jede ihr Leben. Doch ab und zu kommen zwei kleine Junghexen zum Vorlesen, um den Alltag im Haus „Hexenheim“ ein bisschen schöner zu gestalten. Feenlili und Bumumbel Rumumbel sind zwei außergewöhnliche kleine Hexen. Sie sehen nämlich ganz lieb aus und gar nicht wie echte, böse Hexen. Denn „Feenlili sah trotz des roten Kopftuchs, das sie immer trug eher wie eine Fee als wie eine Hexe aus. Es wurde gemunkelt, sie sei eine Adoptivhexe, und daher komme auch der für eine Hexe etwas ungewöhnliche Name.“

Doch als die beiden Hexen eines Tages nicht mehr erscheinen, ist die Sorge groß. Vor allem die einfühlsame, unhexische Omena macht sich große Sorgen und versucht, den Dingen auf die Spur zu kommen. Damit beginnt das Rätsel der Geschichte.

Marjaleena Lembcke taucht tief in die Welt der Hexen ein, wobei ein Funke Menschlichkeit immer sichtbar wird. Gefühle wie Liebe, Fürsorge und Eifersucht, die einer richtigen Hexe verboten sind, werden unterschwellig deutlich. Jede will eine ‚Ach-so-tolle‘ Hexe sein, und trotzdem kann das zwischenhexische Miteinander nicht ganz ohne die Menschlichkeit auskommen.

Dies wird auch durch die Schwarz-Weiß-Zeichnungen von Stefanie Harjes deutlich, die den Hexen ein fantastisches Aussehen geben und ihnen dabei einen gefühlvollen Ausdruck ins Gesicht zaubern. Die mehrfach ausgezeichnete Illustratorin führt ihren außergewöhnlichen Stil in diesem Buch fort. Sie schafft mit ihren Bleistiftzeichnungen eine eigene Figurenwelt und ergänzt die Geschichte um zusätzliche, witzige Details. Die Illustrationen sind dem Leser hilfreich, da man durch die vielen unterschiedlichen Figuren schnell den Überblick verliert. Jede Hexe hat dabei ihre eigene Geschichte, die auch ausführlich vorgestellt wird. Anklänge an Werke wie „Die kleine Hexe“ oder „Prinzessin Lillifee“ sind dabei sicherlich nicht ganz zufällig. Lembcke entwickelt viele Nebengeschichten, um jede Figur plastisch hervorzuheben und aufregende Szenen aus dem Hexenleben zu schildern. Doch leider gerät dadurch die Haupthandlung um die beiden Junghexen zu sehr in den Hintergrund. Man wird zu einem kleinen Hexenexperten, wobei sich der rote Faden in den Nebenhandlungen verliert.

Um das Rätsel der beiden Junghexen endlich zu lösen, nimmt Omena die Sache in die Hand und verfolgt mehrere Spuren über den Rundherumapparat in den Nachrichten, berät sich mit Freundin Henna Herrlich, und nicht zuletzt fragt sie nach dem Rat ihrer Mutter Rita Rigorosa. Sie ist die hexischste unter den Hexen und verachtet die gefühlsduseligen, menschlichen Anwandlungen ihrer Tochter. Doch es stellt sich heraus, dass auch Rita die Menschen interessant findet und heimliche Ausflüge in ihre Welt unternommen hat. So lernte sie auch Feenlili und Bumumbel Rumumbel kennen. In der Menschenwelt heißen sie Lisa und Elli und haben das Hexen von Rita Rigorosa gelernt. Doch jedes Hobby ist vergänglich, und somit enden ihre Ausflüge ins Haus Horizont. Diese unspektakuläre, banale Auflösung ist dann auch das flache Ende der Geschichte.

Mit „Hexenheim Horizont“ kreiert die Autorin eine Hexenwelt, die mit ihren vielen Bewohnern ein intensives, lustiges aber leider auch recht spannungsfreies Leseerlebnis schafft. Durch die Sprache in klaren, kurzen Sätzen kann sich schon der geübte Erstleser daran wagen. 

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