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Spielberg, Steven (Regie): BFG – Big Friendly Giant
Traumfänger mit Sprachfehler
von Luca Portong (2017)


Ungewöhnliche Freundschaften geben meistens erfolgreiches Filmmaterial ab. So auch hier in Spielbergs 2016er Neuverfilmung von Roald Dahls Sophiechen und der Riese.

„Die anderen sagen: „Die Geisterstunde ist um Mitternacht.“ Ich glaube, sie ist um drei Uhr nachts, dann, wenn ich als einzige noch wach bin.“ Welche Bedeutung diese Zeit für sie haben wird, erfährt Sophie schon bald am eigenen Leib.

Dieses magische Außenseiter-Abenteuer handelt vom Big Friendly Giant (BFG), gespielt von Mark Rylance und dem kleinen Waisenmädchen Sophie, gespielt von Ruby Barnhill, welche aufgrund ihres eher hollywood-untypischen Aussehens und ihrer erwachsen-selbstbewussten Art schnell von sich zu überzeugen vermag. Sophie wird, nachdem sie den BFG in einer ihrer schlaflosen Nächte zu Gesicht bekommt, um der Geheimhaltung willen kurzerhand von ihm ins Land der Riesen verschleppt. Der BFG, welcher seinem Namen durch seine Gutherzigkeit und Fröhlichkeit absolut gerecht wird, schließt die Kleine schnell in sein großes Herz. Er zeigt ihr seinen Alltag, der neben dem Fangen von Träumen in einer zauberhaften Parallelwelt und dem anschließenden Zusammenbrauen und Verteilen von diesen auch menschenfressende Riesen – seine größeren und bösartigen Artgenossen – einschließt. Diese schikanieren nicht nur den mit seinen gut acht Metern verhältnismäßig kleinen BFG, sondern sie stellen auch eine akute Bedrohung für Sophies Leben dar: Nachts schleichen sie sich in die Welt der Menschen und stehlen deren Kinder. Doch Sophie und der BFG haben schon eine „royale“ Idee, wie sie dem Treiben der Ungeheuer ein Ende bereiten können.

Einerseits verbreitet die Verfilmung des dreifachen Oscarpreisträgers die typisch spielberg‘sche Atmosphäre, wie man sie von seinen ehemaligen Werken, wie z.B. Polarexpress oder E.T. gewohnt ist. Dies liegt unter anderem an der kürzlich verstorbenen Melissa Mathison, welche die Drehbücher sowohl für E.T. als auch The BFG geschrieben hat und somit für gewisse Parallelen mitverantwortlich ist. Andererseits nutzt der Film offensichtlich auch Elemente anderer erfolgreicher Roald Dahl-Verfilmungen: Der Zuschauer wird in eine zauberhafte Welt entführt, die parallel zu der unseren zu existieren scheint (wie in Charlie und die Schokoladenfabrik) und die von wundersamen Wesen bevölkert ist.

Leider ist eine Änderung gegenüber der Romanvorlage nicht wirklich nachvollziehbar: Das Ende kommt dem aufmerksamen Zuschauer etwas skurril vor, denn irgendetwas scheint hier nicht ganz zu passen. Während der Ausgang für Sophie und den BFG ein anderes, durchaus weniger heiteres Happy End als im Buch bereithält, kommen die bösen Riesen im Vergleich zum Original deutlich besser und weniger düster weg. Wenn Spielberg und Mathison durch ein solches Ende den ansonsten überwiegend heiteren Film nicht trüben wollten, so stellt sich die Frage, warum sie das Ende dann nicht komplett fröhlich gestaltet haben. Denn dies ist der einzige Aspekt der Geschichte, der nicht in das runde Märchenfeeling passt.

Handwerklich vermag der Film in vieler Hinsicht zu überzeugen: Da wäre die Kombination aus bewegender und aufregender Orchestermusik von John Williams. Oder die beeindruckenden Animationen, welche den Zuschauer z.B. miteintauchen lässt in die Welt der Träume. Die unvergleichliche Mimik von Mark Rylance, ohne die der Film nicht halb so emotional wäre und die nur mithilfe des Motion Capture-Verfahrens realisiert werden konnte. Nicht zu vergessen die pfiffige Kameraführung, die andauernd mit der perspektivischen Größe der Riesen spielt.

Ebenso wichtig erscheinen hier jedoch die liebevoll kreativen Details und Ideen, die sich durch den gesamten Film ziehen: Angefangen mit der Tarnung des Riesens innerhalb der Stadt, welche er durch Schattenspiele und seinen Mantel spielerisch unentdeckt durchquert, über Riesen, die sich Autos als Rollschuhe unter die Füße schnallen, bis hin zu den die vielen kleinen Eastereggs, wie den Beschriftungen der Traumgläser, auf welchen Dinge wie „nackt auf der Arbeit“ und „nackt auf meiner Hochzeit“ zu lesen sind, welche stereotypische Erwachsenen-Albträume repräsentieren.

Der „Sprachfehler“ des BFG mag dem Zuschauer vorerst etwas zu allgegenwärtig, zu übertrieben erscheinen. Dies liegt jedoch nicht an der bloßen Existenz dieser Sprachform, sondern eher an ihrer Ausführung. Das sogenannte Gobblefunk, die Sprache der Riesen aus dem ursprünglichen Werk Dahls, wirkt im Deutschen lange nicht so elegant wie im englischen Original. Während die Sprache im Englischen zwar abweicht und häufig witzige Wörter entstehen, wie auch im Deutschen, funktioniert sie in ihrer Funktion flüssiger und natürlicher. In der deutschen Synchronfassung hingegen sind die Abweichungen vom eigentlichen Wort doch zu offensichtlich und wirken so teilweise leicht gekünstelt und erzwungen. Sie schmücken den Film jedoch trotzdem mit heiteren Anteilen, die selbst die menschenfressenden Artgenossen des BFG in einem nicht ganz so schaurigen Licht darstellen.

Dies mag durchaus im Sinne des Regisseurs sein, denn abschließend lässt sich sagen, dass Spielberg mit The BFG wieder einmal einen Familienfilm geschaffen hat, der für Groß und Klein so einiges zu bieten hat. Von den kindischen Furzelbäumen, die durch das verkehrtherum sprudelnde Blubberwasser des Riesen hervorgerufen werden, über die ulkige Sprache, bis hin zum gemeinsamen Frühstück mit der Queen, welches herrlich in der „business as usual“-Art inszeniert ist, wie man es nur von den Briten erwarten würde, ist sicher für jeden etwas dabei.