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Hosoda, Mamoru (Regie): Der Junge und das Biest
Von Monstern und Menschen
von Melanie Seeliger und Liana Yugay (2017)


Dieser gewitzt philosophische, themenvolle und anspielungsreiche, aber auch actionreiche japanische Anime-Film erzählt die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft zwischen einem Jungen und einem Monster aus einer parallelen Tiermonsterwelt. Beide werden vom Schicksal zusammengeführt, könnten aber unterschiedlicher nicht sein, entwickeln sich jedoch im Laufe der Jahre zu einem unschlagbaren Team, was anfangs noch undenkbar erschien.

Die Handlung setzte ein, als der der 9-jährige Ren nach dem Tod seiner Mutter nicht bei seiner Verwandtschaft bleiben will und ausreißt. Verloren und orientierungslos irrt er durch die Stadt und begegnet dem anthropomorphen Tiermonster Kumatetsu, der auf der Suche ist nach einem Schüler, den er ausbilden kann. Schließlich schafft er es, den Jungen für sich zu gewinnen und möchte aus ihm einen erfahrenen Kendo-Kämpfer machen, was er zum Anlass nimmt, dem Jungen sogar einen neuen Namen zu geben, indem er ihn fortan einfach Kyuta (9) nennt. Aller Anfang scheint schwer für Kyuta in der (den Menschen übrigens meistens wohlgesonnen) Welt der Tiermonster, doch der Junge lernt schnell und imitiert seinen Meister, wobei sie um Lauf der Zeit beide voneinander lernen und sich gegenseitig bereichern. So entsteht ein ganz besonderes Verhältnis, das schließlich einer Vater-Sohn-Beziehung ähnelt.

Dem Regisseur Mamoru Hosoda gelingt es, durch den Jugendjargon in Verbindung mit einer hohen Dich von intermedialen Verweisen den Zuschauer*innen ein originelles Bild von Erziehungsproblemen zwischen den Generationen zu vermitteln, was auch durch Beleidigungen und ein scheinbar respektlosen Necken lustig bis ironisch gekonnt in Szene gesetzt wird. Darüber hinaus vermittelt der Film die Botschaft von der Bedeutung der Freundschaft und der Tatsache, für einen anderen Menschen da zu sein, insbesondere in schwierigen Situationen, in denen man Beistand dringend benötigt, wobei allerdings auch Wert auf Disziplin und Zielstrebigkeit gelegt wird. Dabei scheint es egal zu sein, woher man kommt, denn wichtig ist offensichtlich nur, dass man den richtigen Menschen auf dem eigenen Weg begegnet.

Auf der anderen Seite zeigt der Film auch die dunkle Seite der Menschen, die es zu besiegen gilt, ohne sich dabei selbst zu verlieren. Somit sind auch der Selbsterhalt und die Fairness zentrale Themen des Films. Vor diesem Hintergrund kann der Film als pädagogisch wertvoll eingeschätzt werden, insbesondere im Hinblick auf Freundschaft, Zusammenhalt sowie Durchhaltevermögen und Ehrgeiz. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist, dass der Film von der FSK ab 6 Jahren freigegeben wurde. Allerdings erscheinen manche Gewaltszenen als für dieses Alter zu brutal, zudem verfügt der Film über verschiedene Handlungsstränge, die erst von älteren Kindern komplett erschlossen werden können. Außerdem ist der (auch relativ lange) Film von sehr kontrastiven Schnittfolgen mit starken Perspektivwechseln organisiert. Daher erscheint eine Altersempfehlung ab 12 Jahre plausibler. –Insgesamt kann man das Werk als Buddy-Movie mit philosophischer Tiefe beschreiben, das aufgrund seines Facettenreichtums nicht nur für Anime-Fans eine Bereicherung darstellt, sondern auch für die erwachsenen (Mit-)Zuschauer*innen.