zum Inhalt springen

vergrößern:
Sichtermann, Barbara:
Paare
Die berühmtesten Liebespaare
Hildesheim: Gerstenberg 2000
320 S., € 19,95

Sichtermann, Barbara: Paare

Conjuncta valent - Einigkeit macht stark

von Jenny Bodenbender (2003)

Bei Jean Marais war es alles andere als Liebe auf den ersten Blick. Als der Dichter-Regisseur Jean Cocteau dem jungen Schauspieler seine Zuneigung gesteht, will der ihn nicht verletzen. Marais achtet und verehrt die Kunst des älteren Cocteau. Deshalb geht er eine Beziehung mit ihm ein. Doch bald wird aus der gespielten Zuneigung wirkliche Liebe. Selbst nachdem Marais seinen Plan, den Freund von seiner Opiumsucht zu heilen, hat aufgeben müssen, hält er zu ihm. Bis zu dem Tag, an dem er sich neu verliebt. Doch auch nach ihrer Trennung bleiben die beiden Männer einander freundschaftlich verbunden.

Dies ist nur eine der insgesamt 50 Liebesgeschichten, die Barbara Sichtermann in ihrem Buch „50 Klassiker Paare – die berühmtesten Liebespaare“ darstellt. In kurzen Essays skizziert die Autorin auf je 3 bis 4 Seiten die Geschichte eines prominenten Paares aus Kunst, Literatur, Politik, Geschichte oder Mythologie. Sie berichtet von den entscheidenden Stationen der Beziehung. In den Blick genommen wird dabei auch immer die jeweilige Epoche. Von der Antike bis zur Postmoderne stehen die Paare ganz im Zeichen ihrer Ära.

Die ausgewählten Paare sind teils real, teils Erzählungen und Mythen entnommen. So findet sich die Geschichte Quasimodos und Esmeraldas direkt neben der Robert und Clara Schumanns. Eine solche Mischung wirkt an einigen Stellen etwas ungeschickt und wurde wohl hauptsächlich deshalb vorgenommen, um einen kleinen Gang durch die (Liebes-)Geschichte zu unternehmen.

Der gespannte Bogen reicht von politischen Zweckverbindungen, über nicht erhörte Liebesgefühle bis zur Liebe auf den ersten Blick. Sichtermann erzählt von Eifersucht, Sehnsucht, Vertrauen und Treue. Die verbotene Liebe gibt es nicht erst seit dem ARD-Vorabendprogramm: Schon Siegmund und Sieglinde hatten ihre liebe Müh damit. Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre wollten es erst mal mit einer Beziehung auf zwei Jahre probieren, doch es sollten dreißig werden. Sie heirateten nie, bestanden nie auf sexueller Treue. Nie zogen sie zusammen und nie hörten sie auf sich zu siezen.

Die Geschichten werden durch ein recht großes Repertoire an Zitaten, Bildern oder Auszügen aus Originalbriefen veranschaulicht. Diese helfen dem Leser, eine noch bessere Vorstellung vom Leben der Paare zu bekommen. Dem Essay folgt eine farblich abgehobene Faktenseite, auf der noch einmal die wichtigsten Daten und Ereignisse widergegeben werden. Hierbei kommt es leider immer wieder zu Redundanzen. Auch ist es lächerlich, jedes Paar in verschiedenen Rubriken wie Liebe, Leidenschaft, Skandal u. a. zu bewerten. Wie sollen Gefühle auf einer Skala von 1-5 bewertet werden? Sehr hilfreich hingegen sind die zur Vertiefung angebotenen Literatur- und Filmhinweise.

Trotz einiger kleiner Mängel kann man von einer gelungenen Zusammenstellung sprechen. Verständlich dargestellt gibt Barbara Sichtermann eine informative und unterhaltsame Kurzdarstellung von 50 Liebespaaren der Geschichte. Und manchmal kann es auch ganz tröstlich sein, wenn man erkennt, dass es gewisse Probleme schon vor Hunderten von Jahren gab.