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Rezension: Das doppelte Lottchen

Eins plus eins macht vier – Familie auf Umwegen

Von Saskia Rütten, Katrin Larmann und Sophia Poll (2018)

Eine doppelte Portion Frechheit gepaart mit Gefühlen, Köpfchen und Spaß ergibt einen Film, der die ganze Familie begeistert. Lotte und Luise verbringen durch Zufall ihre Ferien gemeinsam in einem Ferienhort am Wolfgangsee und sehen auf den ersten Blick, dass sie etwas verbindet. Zunächst stellen die zehnjährigen Mädchen aber nur optische Parallelen fest, die sich in ihren Charakteren nicht widerspiegeln. Während Lotte extrovertiert auf die anderen Kinder zugeht und stolz von ihren Reisen durch Afrika berichtet, bleibt Luise lieber im Hintergrund und konzentriert sich auf ihre Leidenschaft, das Klavierspielen. Ihre äußerlichen Ähnlichkeiten bleiben den anderen Kindern nicht verborgen, sodass die beiden Mädchen nach kurzer Zeit feststellen, dass sie tatsächlich Zwillingsschwestern sind. Sie schmieden einen Plan und beschließen, am Ende der Ferien die Rollen zu tauschen. Es beginnt eine turbulente Reise, getragen von der Hoffnung, eine getrennte Familie wieder zusammenzuführen.

Der Film ist, wie die anderen Verfilmungen zuvor auch, nahem am Kinderromanklassiker von Erich Kästner entwickelt. Doch auch wenn die Vorlage nun schon fast 70 Jahre alt ist, so bleibt das Thema einer getrennten Familie zeitlos aktuell. Bei der Frage nach dem Regisseur fiel die Wahl auf den deutschen Regisseur und Drehbuchautor Lancelot von Naso. Obwohl noch neu auf dem Gebiet der Kinderfilme gelingt ihm ein Film mit einem besonderen Charme. Dies ist sicherlich auch auf die Produzentin Uschi Reich zurückzuführen: Sie ist eine langjährige Kinderfilmexpertin, die mit Herz und Feingefühl schon bereits Kinderkinohits wie zum Beispiel die „Wilden Hühner“-Filme umgesetzt hat.

In der aktuellen Verfilmung vom doppelten Lottchen, sind die Bilder oft in kontrastreichen Farben festgehalten und durch die Beleuchtung stark hervorgehoben. Das Landheim ist hier ein Schloss, das mit viel Grün an einem blauen See liegt und so das perfekte Gefühl von Idylle vermittelt. Zudem bietet fast jede Figur ein Identifikationspotenzial. Selbst die zunächst strenge und unnahbare Heimleiterin entwickelt sich nach und nach zu einer Persönlichkeit, die man durchaus mögen kann. Hinzu kommt, dass Konflikte schnell gelöst werden, wodurch der kindliche Zuschauer nicht auf die Folter gespannt wird und nicht unnötig lange mit einer unangenehmen Situation hadern muss. Dies geschieht beispielweise mit Hilfe der modernen Medien: Die Mädchen kommunizieren mit ihren Handys und nicht wie in der Vorlage von Kästner per Brief. So können sie brenzlige Situationen schnell lösen. Durch das offene Ende wird dem Zuschauer suggeriert, dass für eine glückliche Familie die Eltern nicht zwingend in einer Partnerschaft zusammenleben müssen.

Aufgrund der bezaubernden Protagonisten und einer guten schauspielerischen Leistung kann der Zuschauer die Geschichte empathisch verfolgen und somit auf mehreren Ebenen (Familie, Freundschaft und Schule) Freud und Leid teilen. Die Enthüllung, dass Luise und Lotte tatsächlich Zwillinge sind, ist einer der Höhepunkte der Geschichte, wird hier jedoch leider recht unspektakulär und wenig emotional inszeniert. Parallelen zur realen Welt, wie beispielsweise das Aufwachsen von Lotte in Afrika, werden dem Zuschauer auf eine erfrischende, leichte und fröhliche Art übermittelt und ziehen somit Klein und Groß in den Bann. Der Film ist sicherlich kein Kinoknaller, dafür aber ein gelungener Mittagsspaß im ARD-Fernsehen.