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Rezension: Alles steht Kopf

Eine bunte Achterbahnfahrt durch die Welt der Gefühle

von Anja Thielen, Katharina Heider, Lena Kaiser, Theresa Heimann und David Gödert (2018)

„Seht ihr manchmal jemanden an und fragt euch: Was geht wohl in seinem Kopf vor?“ Dem Regisseur Pete Docter gelingt mit seinem Animationsfilm aus dem Hause Pixar das Kunststück, tatsächlich einen Einblick in die Funktionsweisen der Gedanken- und Emotionswelt des Menschen zu bekommen. Die Idee zum Film entstand dadurch, dass der Regisseur sich fragte, warum man manchmal über Dinge lachen muss, die sich ausschließlich im eigenen Kopf abspielen und an denen Außenstehende nicht teilhaben können.

Der Film „Alles steht Kopf“ erzählt von der Kindheit eines Mädchens namens Riley aus Minnesota. Dabei fokussiert sich die Geschichte auf die Zeit, nachdem Riley mit ihren Eltern, aufgrund einer neuen Arbeitsstelle ihres Vaters, nach San Francisco umgezogen ist. Der Ortswechsel verläuft nicht ganz nach Plan und die Eingewöhnung in der neuen Schule bereitet der nun Elfjährigen große Schwierigkeiten. Das Faszinierende an diesem Film ist, dass er sich hauptsächlich in Rileys Kopf abspielt. In ihrer Gedankenwelt befindet sich eine lebhafte Kommandozentrale, die von den fünf Basisemotionen (Freude, Kummer, Angst, Ekel und Wut) kontrolliert wird. Diese werden als animierte Figuren in einer detailfreudigen Welt dargestellt. Dabei wurde die Farbgebung der Figuren nicht willkürlich gewählt, sondern die jeweiligen Farben der entsprechenden Emotion angepasst: Freude, als dominierender Charakter in strahlendem Gelb, sorgt beispielsweise dafür, dass Riley glücklich ist und ihre Erinnerungen positiv sind, während Wut – in Feuerrot – ihr das Leben mit dem ein oder anderen Wutausbruch erschwert. Der Film erschafft eine eigene Welt, die nicht farbenfroher und fantasievoller hätte sein können: Die Erinnerungen aus Rileys Leben sind in bunten Kugeln abgespeichert – passend zur jeweilig dominierenden Emotion – und die verschiedenen Charakterzüge des Menschen werden durch sogenannte Persönlichkeitsinseln, welche sich schwebend neben der Kommandozentrale befinden, dargestellt.  Durch ein Missgeschick werden Freude und Kummer aus der Kommandozentrale geschleudert. Auf ihrer Reise durch Rileys Kopf, die sowohl Hindernisse als auch fröhliche Situationen mit sich bringt, treffen Freude und Kummer unter anderem auf Bingbong, Rileys Fantasiefreund aus ihrer Kindheit, der den beiden weiterhelfen möchte. Die in der Kommandozentrale zurückgebliebenen Emotionen müssen derweil die Steuerung für Rileys Leben alleine übernehmen. Deshalb stellt sich die Frage, wie bedeutend Freude und Kummer im Leben wirklich sind. Der Film zeigt: Rileys Leben gerät aus den Fugen. In ihr breitet sich eine Leere aus, einstige Hobbys wie das Eishockeyspielen bereiten ihr keine Freude mehr und auch das Verhältnis zu ihren Eltern wird immer schlechter. Der Zuschauer wird somit auf eine rasante Achterbahnfahrt durch die immer stärker durcheinandergewirbelte Gefühlswelt von Riley mitgenommen.

„Alles steht Kopf“ ist ein gelungener Film für alle Altersgruppen. Die Geschichte ist mitreißend und humorvoll gestaltet, allein schon die Darstellung der Emotionen sorgt für Unterhaltung und fesselt den Zuschauer. Die bunte Welt, die auf Freudes und Kummers Reise beispielsweise durch eine fantasievolle Umsetzung des Langzeitgedächtnisses und der Traumstudios ergründet wird, ist für Kinder sehr ansprechend und faszinierend. Wie bereits im Film „Oben“ nimmt der Regisseur Pete Docter die Zuschauer mit auf ein Abenteuer, das durch fantastische Orte und zu faszinierenden Figuren führt. Das Pixar-Studio hat nicht nur ein farbenfrohes Abenteuer für Kinder erschaffen, es verbirgt sich dahinter auch eine tiefer gehende Moral -  eine, die wir Menschen gerne einmal vergessen: Die Bedeutung von Freude und Spaß im Leben.